Bei Gewalt vor der Parlamentswahl in Bangladesch sind mindestens drei Menschen getötet worden. Dabei handelt es sich laut Polizei um einen führenden Politiker der regierenden Awami-Liga und um ein Mitglied ihrer Jugendorganisation.
Ein Mann kam bei Unruhen in der Stadt Patgram ums Leben. Nach Angaben der Wahlleitung setzten Anhänger der grössten Oppositionspartei, der Nationalistischen Partei (BNP), landesweit mindestens 100 Wahllokale in Brand. Besonders viele Brände wurden nach Angaben der Polizei in Schulen gelegt, die als Wahllokale vorbereitet worden waren. Einige Gebäude brannten aus.
Zwölf Menschen wurden bei einem Brandanschlag auf einen Zug am Bahnhof Natore verletzt, wie die Zeitung «Daily Star» im Internet berichtete. Aktivisten der BNP hätten einen Molotowcocktail in ein Abteil geworfen.
Zuvor soll es gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Jugendorganisationen von Regierungs- und Oppositionsparteien sowie Sicherheitskräften gegeben haben. An mehreren Orten des Landes gingen Anhänger beider Seiten mit Knüppeln bewaffnet auf die Strassen.
Vor Chittagong sei ein Lastwagen mit Wahlunterlagen in Brand gesetzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Im nordwestlichen Distrikt Gaibandha wiederum stahlen Jugendliche mit gezogener Waffe Stimmzettel.
Ein Mitglied der Wahlkommission erklärte, man werde versuchen, rechtzeitig Ersatz zu schicken und neue Wahllokale zu finden. Die Angriffe würden die Wahl nicht verhindern.
Rivalität zwischen Hasina und Zia
Insgesamt kamen bei Gewalttaten zwischen den verfeindeten Lagern im Vorfeld der Wahl am Sonntag mehr als 100 Menschen ums Leben. Hintergrund ist die erbitterte Rivalität von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina und BNP-Chefin Begum Khaleda Zia, die seit mehr als 20 Jahren die Politik im armen Staat bestimmen.
Die BNP hatte für Samstag und Sonntag zu einem zweitägigen Generalstreik aufgerufen. Sie und 20 weitere Parteien forderten die Wähler in Bangladesch zudem auf, die Parlamentswahl am Sonntag zu boykottieren.
BNP-Chefin Zia nannte die Abstimmung eine «skandalöse Farce» und warf der Regierung vor, sie unter Hausarrest gestellt zu haben. Die Regierung wies den Vorwurf offiziell zurück, vor Zias Haus waren am Samstag jedoch dutzende Polizisten mit Wasserwerfern und schweren Lastwagen zu sehen, die den Zugang versperrten.
Hasina dürfte gewinnen
Angesichts des Boykotts dürfte Regierungschefin Hasina als Siegerin aus der Wahl hervorgehen. In Bangladesch demonstrieren seit Wochen Oppositionsanhänger und fordern ihren Rücktritt. Sie verlangen die Einsetzung einer Übergangsregierung aus Experten, die eine Neuwahl organisieren soll.
Hasina lehnt dies ab und will auch keine internationalen Beobachter zu der Abstimmung zulassen. Unter diesen Umständen lehnten die USA, die EU und der Commonwealth eine Entsendung von Wahlbeobachtern ab.
In 153 von 300 Wahlkreisen treten am Sonntag nur Kandidaten von Hasinas Awami-Liga oder verbündeter kleinerer Parteien an. In Umfragen erklärten 77 Prozent der Bevölkerung, unter den gegebenen Umständen sollte die Wahl nicht stattfinden.