Toi toi toi, «Dixi» und «Toi Toi»!

Der Sommer ist vorbei, und mit ihm die Festival-Saison. Für seinen Abgesang würdigt Meier’s Best den unvermeidlichen Begleiter dieser Zeit, die mobile Toilette. Der Sommer neigt sich, sofern er denn jemals angefangen hätte (aber dieses Thema wird jetzt langweilig), langsam dem Ende zu. Und mit dem allmählich nahenden astronomischen Ende des Sommers ist ebenfalls die Festival-Saison bald […]

Sie stinken, schauen nicht schön aus, aber praktisch sind sie halt schon.

Der Sommer ist vorbei, und mit ihm die Festival-Saison. Für seinen Abgesang würdigt Meier’s Best den unvermeidlichen Begleiter dieser Zeit, die mobile Toilette.

Der Sommer neigt sich, sofern er denn jemals angefangen hätte (aber dieses Thema wird jetzt langweilig), langsam dem Ende zu. Und mit dem allmählich nahenden astronomischen Ende des Sommers ist ebenfalls die Festival-Saison bald Geschichte. Ein guter Grund, ein längst fälliges Loblied (oder doch Klagelied? – man weiss es nicht, deshalb nennen wir’s Mal Herbstlied), auf eine treue Begleiterin der zahllosen Open Airs und Konzerte anzustimmen – auf die mobile Toilettenkabine!

Wir kennen sie alle. Meist sind sie blau, rot oder weiss und stehen in der Regel an den unattraktivsten Orten eines Festivalgeländes, am Rande einer Kundgebung oder direkt hinter dem Merchandising-Stand eines Rockkonzertes rum. Und wir hassen sie alle. Sie tragen entweder die Namen «Dixi» oder «Toi Toi». Seltener hören sie auf den Namen «Olymp».

Luft anhalten

Aber ein Häufchen Pathos bei der Namensgebung kann durchaus nicht schaden, eilt doch den provisorischen WC-Hüttchen weniger ihr guter Ruf, als viel mehr ihr Geruch kilometerweise und mit ungefähr sieben Metern Gegenwind voraus. Wird allmählich die Schlange vor einem kürzer, bekommt man das besonders zu riechen. Wer eine Frau ist, regt sich auf, dass sie kein Mann ist. Muss man allerdings Mal «Nummer Zwei», hilft dann das Mann-Sein auch nicht weiter.

Erst einmal drin in der Kabine, versucht man dann, angeekelt, so lang wie nur irgend möglich, die Luft anzuhalten, und wird dabei mit jeder Sekunde röter im Gesicht. Während sich die Blutgefässe, ausgelöst durch die aktiv dilatierenden beta-Fasern, immer weiter ausdehnen, versucht man gleichzeitig notdürftig das schlimmste Elend der Vorgänger abzuwischen, mittels den Resten von im Glücksfall noch vorhandenem Klopapier oder mit dem, was man sonst noch so dabei hat, bevor man sich in die Hocke begibt – denn absitzen geht ja nicht – um sich zu entledigen. Ein wahrer Abgesang!

Der Erfinder der Dixi-Klos wurde über Nacht zum Milliardär.

Dabei ist die Erfolgsgeschichte der «Dixis» und «Toi Tois» durchaus nicht verschissen. Eher fast glamourös. Der Amerikaner Fred Ewards lebte in Deutschland und adaptierte das damals in den Vereinigten Staaten bereits für Furore sorgende Konzept der kleinen Kabäuschen und führte es 1973 in unserem nördlichen Nachbarland unter dem Namen «DIXI» ein. Er wurde über Nacht zum Milliardär und war dann zehn Jahre lang der erste und einzige Anbieter, bis 1983 in Wiesbanden die Firma «Toi Toi» gegründet wurde. Ein leiser, aber erbitterter Konkurrenzkampf um die Aufstellplätze der Klohäuschen nahm seinen Lauf. Es herrschte Kalter Krieg im mobilen Abführgeschäft. Doch das gab sich dann wieder.

Deine Scheisse, meine Scheisse

Neue Märkte wurden erobert und auch andere Länder, wie etwa auch die Schweiz (ab wann genau wir hier auch solche Toiletten hatten, entzieht sich leider der Kenntnis des Autors), hatten Bedarf. 1997 kam es dann aber zu einem weiterem Höhepunkt in den Analen der WCs, die schnell auf- und abgebaut werden können – «DIXI» und «Toi Toi» versöhnten und verliebten sich und gaben sich das Ja-Wort zur Fusion. Sie sagten sich, deine Scheisse ist meine Scheisse, und was sich neckt, das liebt sich eben. Ein Märchen wurde wahr. Und gestorben sein werden sie noch lange nicht, denn zusammen sind sie stark, die stärksten im Markt.

Doch zurück auf dem Festivalgelände merkt man von alledem wenig; denn Mann und Frau steht erneut in der Schlange, die wiederum allmählich kürzer wird, mit zunehmender Geruchsemission. Man wünscht sich schon wieder an einen Ort mit frischer Luft und ohne Probleme. Doch alle nehmen es hin. Denn es ist Sommer (oder wäre) und bald ist wieder Herbst. Und ist es einmal wieder Winter, so wartet man in Demut auf den nächsten Sommer. Und sehen wir dann wieder blaue, rote oder weisse Kabinen rumstehen, wissen wir, es ist wieder die Zeit der Open Airs, Konzerte und anderen Veranstaltungen im Freien.

Ausser man ist dann wieder, wie gerade vor zwei Wochen, am «Zurich Open Air». Dort nimmt man sich nämlich als einziges Festival hierzulande den Luxus heraus, jeweils echte WC-Anlagen aufstellen zu lassen. Ganz schön versnobbt finden Fans von Gummistiefeln, Dreck und Schlammbädern das. Allerdings braucht sich dort dann auch niemand mehr die Frage zu stellen, ob die fahrbaren Toilettenkabinen anstatt «Toi Toi» nicht besser die Aufschrift «Toi Toi Toi» tragen sollten.

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