Die japanische Regierung will den hochverschuldeten Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima, Tepco, mit einer milliardenschweren Finanzspritze de facto verstaatlichen. Damit soll der Elektrizitätskonzern vor dem Bankrott bewahrt werden.
Das Kabinett von Ministerpräsident Yoshihiko Noda beschloss am Mittwoch, den Sanierungsplan von Tepco mit rund einer Billion Yen (knapp 12 Milliarden Franken) zu unterstützen. Japans grösster Energieversorger komme dadurch unter „vorübergehende staatliche Kontrolle“, heisst es in dem von der Regierung verabschiedeten Dokument.
Durch die Beteiligung erhält die Regierung demnach mehr als 50 Prozent der Stimmrechte, wobei dieser Anteil auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit ausgedehnt werden kann.
Japans Industrieminister Yukio Edano forderte den Konzern bei einer Medienkonferenz auf, seine Unternehmenskultur zu ändern und für mehr Transparenz zu sorgen. „Mit einem neuen Management ist der Konzern dazu angehalten, eine lebendige Firmenkultur aufzubauen, die Stimmen derjenigen zu hören, die Opfer der Katastrophe wurden (…) und damit zu beginnen, aktiv Informationen preiszugeben“, sagte Edano.
Die Regierung hatte Tepco bereits zugesagt, 1,6 Billionen Yen (19 Milliarden Franken) für Entschädigungszahlungen vorzuschiessen. Um die jetzt zugesagte weitere Billion Yen zu erhalten, hatte das Unternehmen seinen auf zehn Jahre angelegten Sanierungsplan überarbeitet.
Tepco schreibt seit der Atomkatastrophe am 11. März 2011 tiefrote Zahlen. Grund sind neben den Folgekosten des Unglücks an sich die Entschädigungszahlungen an die Opfer. Hinzu kommen die steigenden Mineralöl-Kosten für Wärmekraftwerke, die der Konzern nach der Abschaltung der 17 Atomkraftwerke wieder ans Netz nahm.
Ein Bankrott von Tepco wäre für Tokio fatal, da der Konzern die komplette japanische Hauptstadt und Teile der Umgebung mit Strom versorgt.