Fünf Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und der danach nötig gewordenen Rettung der UBS ist das Problem zu grosser Banken noch nicht vollständig gelöst. Dies sagte Nationalbank-Präsident Thomas Jordan in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».
Die minimalen Anforderungen an Eigenkapital und Liquidität von Banken seien zwar im Rahmen der Regulierung Basel III erhöht worden. So wurden bei der Stabilität im globalen Finanzsystem «beachtliche Fortschritte erzielt, wir sind aber noch nicht am Ziel», erklärte Jordan in dem am Freitag publizierten Interview (Online-Ausgabe) .
Die ordentliche Abwicklung einer global tätigen Grossbank sei «wohl noch nicht möglich». «Da gibt es grosse Defizite. Vor allem die grenzüberschreitenden Aspekte sind nicht gelöst», sagte Jordan. Dabei gehe es etwa um die Anerkennung von Entscheiden der schweizerischen Aufsichtsbehörde im Ausland bei der Abwicklung einer Schweizer Grossbank.
Wenn die Abwicklung nicht möglich werde, müssten die Kapital- und Liquiditätspuffer entsprechend erhöht werden. Zudem hätte Jordan «lieber etwas kürzere Übergangsfristen» zur Umsetzung der verschärften Regulierung.
Für einheitliche Risikogewichtung
Der SNB-Präsident bekräftigte sogleich seine Forderung nach einem Standardansatz zur Berechnung der so genannten Risikogewichtung der Aktiven. Da die Banken eigene, sehr komplexe Modelle anwendeten, könne sich die Berechnung stark unterscheiden.
«Der Markt kann die Berechnungen nicht verlässlich nachvollziehen, was die Einschätzung der Widerstandskraft einer Bank erschwert», kritisierte Jordan.
Eine Vorschrift zur Trennung von Investment- und Retailbank lehnt er ab. Denn ein System mit Universalbanken könne genauso stabil sein wie ein Trennbankensystem. «Zentral ist, dass die Anreize durch die Regulierung richtig gesetzt werden: je höher das Risiko, desto grösser auch das erforderliche Eigenkapital.» Dann sei es aber den Banken überlassen, das richtige Geschäftsmodell zu wählen.