Die Gerichtskommission des eidgenössischen Parlaments dürfte sich am 15. Februar mit der Personalie David Zollinger befassen: Der bisherige Wegelin-Bankkadermann sitzt im Aufsichtsgremium der Bundesanwaltschaft, was sich vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse zunehmend als problematisch erweisen könnte.
Ständerat Hans Hess (FDP/OW), Präsident der Gerichtskommission, sagte am Donnerstag zu Berichten in der „Südostschweiz“ und in der „Aargauer Zeitung“, das Thema Zollinger sei zwar noch nicht traktandiert; er werde aber einen entsprechenden Antrag stellen.
Schon die Wahl Zollingers in die Aufsichtsbehörde im Herbst 2010 war von Nebengeräuschen begleitet. Die SP und die Grünen stellten die Unparteilichkeit des Geschäftsleitungsmitglieds der inzwischen teilweise aufgekauften Privatbank Wegelin&Co in Frage, zumal die Bundesanwaltschaft auch Bankiers im Visier habe.
Mit Dick Marty (TI) sprach sich damals auch ein FDP-Vertreter gegen Zollinger aus. Es gehe nicht an, einen aktiven Bankier in das Aufsichtsgremium zu wählen, der auf ausländischen Märkten tätig sei. „Dies wird zu Reibungen führen“, sagte Marty damals.
Die Privatbank Wegelin zerfiel unter dem Druck der US-Steuerbehörden und verkaufte letzte Woche den Grossteil ihres Geschäfts an die Raiffeisengruppe. Das US-Geschäft bleibt bei den bisherigen Teilhabern. Nach unbestätigten Berichten soll Zollinger die fatale US-Strategie der St. Galler Bank mitgeprägt haben.
Das US-Justizministerium wirft Wegelin Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor. Zehn weitere Banken stehen ebenfalls im Visier der amerikanischen Justiz, darunter Credit Suisse und Bank Bär.