Mehr als zwei Dutzend junge Pottwale sind Anfang des Jahres an der Nordseeküste gestrandet. Es ist wohl die grösste bekannte Strandungsserie seit Jahrhunderten. Die Ursachen scheinen vielschichtig zu sein.
Die jungen toten Pottwale hatten keine Infektionskrankheiten und sind nicht wie zunächst vermutet verhungert. Insgesamt 30 Tiere sind im Januar diesen Jahres an der Nordseeküste gestrandet – doch eine eindeutige Todesursache haben Wissenschaftler bislang noch nicht gefunden.
Dafür eine Menge Müll: In den Mägen der Pottwale fanden Veterinäre Fischernetze, Leinen, alte Autoteile, Kaffeekapseln und Verpackungen des täglichen Bedarfs in teils erheblichem Ausmass.
Das sagte Ursula Siebert von der Tiermedizinischen Hochschule Hannover am Mittwoch auf einem eintägigen Walsymposium in Wilhelmshaven. Die Wale seien zwar nicht an dem Müll gestorben, aber im weiteren Leben hätten sie damit Probleme bekommen.
Keine einzelne Ursache
Für die tödliche Strandung der insgesamt 30 Wale ist nach Ansicht der Experten nicht eine einzelne Ursache, sondern eher eine Mischung verschiedener Faktoren verantwortlich. Die toten Meeressäuger waren in Deutschland, den Niederlanden, Grossbritannien und Frankreich entdeckt worden.
Die zu der Jahreszeit ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik hätten möglicherweise die Tintenfische – Lieblingsspeise der Pottwale – weit in den Norden getrieben, sagte Siebert. «Die klimatischen Veränderungen könnten dazu beigetragen haben.» Schwere akustische Manöver, die die Wale vom richtigen Kurs vom Nordmeer zu den Azoren abgebracht haben könnten, habe es zu der Zeit nicht gegeben.
Walstrandungen in der Nordsee hat es bereits früher gegeben. «Und wir müssen damit rechnen, dass es wieder passiert», sagte Siebert. «Wenn sie einmal in der Nordsee sind, haben sie kaum eine Chance, da wieder rauszukommen.» Dass es oft mehrere Tiere sind, ist nicht ungewöhnlich. «Die männlichen Jungwale sind immer in Gruppen von bis zu 40 Tieren unterwegs.»