Der Verband der verladenden Wirtschaft (VAP) beobachtet mit Sorge, dass seit dem Zugsunglück in Viareggio immer mehr Gefahrengüter in Italien auf der Strasse transportiert werden. Das habe auch Auswirkungen auf die Schweiz, hiess es am Dienstag an der Frühjahrstagung.
In der toskanischen Stadt Viareggio war am 29. Juni 2009 ein mit Flüssiggas beladener Güterzug entgleist und hatte ein Wohngebiet in Brand gesetzt. 32 Menschen kamen dabei ums Leben.
Als Folge dieses Unglücks hatte die italienische Staatsbahn Trenitalia entschieden, keine Einzelwagen mit Gefahrengütern mehr zu transportieren. Überraschenderweise würden aber weiterhin Blockzüge befördert, sagte Erwin Siegrist, Leiter des Bereichs Transport gefährlicher Güter beim Chemie-Wirtschaftsverband «scienceindustries» an der VAP-Frühjahrstagung in Zürich.
Dieser «kurzsichtige Entscheid» führe zu Rückstaus von Bahnwagen mit Gefahrengütern in der Schweiz. Denn bei Exporten nach Italien müssen Kesselwagen an der Grenze angehalten werden, bevor sie zu einem Blockzug zusammengestellt weiter fahren können.
Die Verlagerung des Transports von Gefahrengütern von der Schiene zurück auf die Strasse sei deshalb in vollem Gange. Sowohl in Italien als auch in der Schweiz und in Österreich würden immer mehr Gefahrentransporte auf den Strassen ausgeführt.
Nullrisiko gibt es nicht
Aus Sicht des VAP, der rund 300 Unternehmen aus der Schweiz und dem Ausland vertritt, ist jedoch der Einzelwagenverkehr auf der Schiene die richtige Antwort auf die Anforderungen des italienischen Marktes, der durch viele Transportkunden gekennzeichnet sei. Gefahrenguttransporte auf der Schiene seien notwendig und sicherer als auf der Strasse.
Ein Nullrisiko gibt es laut Siegrist aber auch auf der Schiene nicht. Der VAP hat denn auch grundsätzlich nichts dagegen, dass die Sicherheitsvorschriften für Gefahrengüter immer wieder den aktuellen Entwicklungen angepasst werden.
Risikoanalysen seien aber nur zielführend, wenn sie von neutralen Stellen durchgeführt und von Versendern, Bahngesellschaften, Infrastrukturbetreibern und Behörden angewandt würden, hiess es an der Konferenz. Die Risiken müssten dabei gesamthaft und ungeachtet von politischen Grenzen betrachtet werden, damit die Ergebnisse nicht zu protektionistischen Massnahmen missbraucht werden.