Hamburg hat Siegfried Lenz am Dienstag die letzte Ehre erwiesen: Bei einer bewegenden Trauerfeier nahmen Freunde, Politiker und Bürger Abschied von dem grossen Schriftsteller.
Altbundeskanzler Helmut Schmidt sagte in seiner Rede über Lenz: «Er hat sich selbst einen Schriftsteller genannt, aber hinter dem Schriftsteller blieb ein Philosoph einigermassen verborgen, und in dem Philosophen steckte ein stringenter Moralist.»
Siegfried Lenz sei leise mit seiner Moral geblieben und habe sie dem Leser nicht aufgedrängt, sagte Schmidt, der mit dem Schriftsteller jahrzehntelang befreundet war. «Und noch heute gilt: Man kann sie annehmen, man muss es aber gar nicht. Für Loki und für mich war Siegfried Lenz der Ombudsmann des menschlichen Anstands.»
Zuvor hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz erklärt, Lenz habe die rar gewordene Kunst beherrscht, «lehrreich zu erzählen, ohne sich belehrend zu geben». «Seine Erzählungen haben die Kraft, uns vor allzu einfachen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu schützen.»
Lenz, 1926 in Lyck/Ostpreussen geboren, war am 7. Oktober im Alter von 88 Jahren in Hamburg gestorben. Mit Romanen wie «Deutschstunde» und «Heimatmuseum» sowie humorvollen Bänden wie «So zärtlich war Suleyken» gehörte Lenz neben Heinrich Böll und Günter Grass zu den grossen Nachkriegsautoren.