Die trockene zweite Jahreshälfte in 2015 hat den Trinkwasserverbrauch in der Schweiz und Liechtenstein deutlich steigen lassen. Im Vergleich zu 2014 wurden 32 Millionen Kubikmeter mehr verbraucht – etwa doppelt so viel wie der Inhalt des Davosersees.
Insgesamt 933 Millionen Kubikmeter Trinkwasser haben die Wasserversorgungen der Schweiz und Liechtensteins 2015 bereitgestellt, wie der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW am Mittwoch mitteilte. Das sind 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Damit unterbricht 2015 einen Trend: Seit den 1980er Jahren sinkt nämlich der Trinkwasserverbrauch in der Schweiz wie in den meisten mitteleuropäischen Ländern. In den letzten 25 Jahren habe der Verbrauch in der Schweiz insgesamt um gut 20 Prozent abgenommen, schrieb der SVGW.
Als Trendwende betrachtet der Branchenverband diesen Ausreisser jedoch nicht: Hauptgrund sei die ausgeprägte Trockenheit in der zweiten Jahreshälfte in 2015. Allerdings können solche Trockenperioden mit dem Klimawandel häufiger werden.
2015 lagen auch die Betriebs- und Kapitalkosten der Wasserversorger um rund vier Prozent höher als 2014. Infolge dessen stieg auch der Wasserpreis für Haushalte leicht an.
Wegen der Trockenheit konnten die Wasserwerke 2015 weniger auf Quellwasser zurückgreifen und kompensierten dies mit Grund- und Seewasser. Ein Grossteil des Schweizer Trinkwassers könne ohne Aufbereitung abgegeben werden, oder es werde nur vorbeugend entkeimt, hiess es in der Mitteilung. Dies sei dank des Vorsorgeprinzips und der Massnahmen zum Grundwasserschutz möglich, dem daher künftig eine grössere Bedeutung zukomme.
Angesichts häufigerer Trockenperioden im Zuge des Klimawandels wird auch die Vernetzung unter den Wasserwerken wichtiger. So lasse sich bei Engpässen die Versorgung sicherstellen, schrieb der SVGW. 84 Prozent der in der Statistik erfassten Wasserversorgungen hatten 2015 mindestens eine externe Quelle, um eigene Engpässe zu überbrücken.