Kalt und nass war es, als sich am Sonntag über 3000 kostümierte Mädchen und Knaben zum Kinderumzug durch die Zürcher Innenstadt aufmachten. Sie trotzten dem garstigen Wetter und feierten mit dem 150-Jahr-Jubiläumsumzug den Auftakt zum diesjährigen Frühlingsfest.
Eine giftige Bise wehte den kostümierten Kindern um die Ohren. Die Plastikpellerinen wurden beinahe weggeblasen. Eigentlich sollten sie ja die schönen Trachten und Gewänder, Röckchen und Kleidchen vor dem beständigen Regen schützen. Den Kinder war das Wetter allem Anschein egal: Sie lächelten und winkten und warfen den Leuten im Publikum Süssigkeiten zu.
3047 meist warm eingepackte Mädchen und Knaben nahmen bei fast winterlichen 6 Grad die 3,5 Kilometer lange Strecke unter die Füsse. Dies war ein neuer Teilnehmerrekord, wie die Veranstalter mitteilten. Mit den 842 Musikanten und den 159 Betreuungspersonen marschierten insgesamt 3904 Teilnehmende am Jubiläumsumzug.
„Bööggen“ und „Mareili“
Der Kinderumzug feierte sein 150-Jahr-Jubiläum. Speziell zu diesem Anlass wurde eine neue Route konzipiert. Diese endete nicht mehr beim Kongresshaus, sondern mit einem Konzert des Kinderlieder-Sängers Andrew Bond und einem Fest für alle Kinder auf dem Münsterhof.
Damit sollte an den Ursprung des Kinderumzugs im so genannten „Kratzquartier“ (heute Fraumünsterquartier) erinnert werden. Schon vor 150 Jahren zogen am Sechseläuten in aller Früh verkleidete Mädchen und Knaben fröhlich lärmend durch die Gassen und erbaten an den Haustüren Süssigkeiten oder Geld.
„Mareili“ und „Bööggen“ wurden sie genannt. Die Knaben trugen bunte Kleider und spitzige Mützen aus Papier, die Mädchen waren in Weiss gekleidet. Am Abend versammelten sich die Buben, um Trommeln zu schlagen und Holzhaufen mit Strohmännern zu verbrennen. 1862 gab es den ersten Jugendumzug – an dem jedoch nur Knaben teilnehmen durften.