Zwei Wochen nach ihrem offiziellen Beginn ist von der Waffenruhe in Syrien nichts mehr zu spüren. Oppositionelle und die staatliche Führung beschuldigten sich am Donnerstag gegenseitig, für eine schwere Explosion mit zahlreichen Toten in Hama am Vorabend verantwortlich zu sein.
Den oppositionellen Örtlichen Koordinierungskomitees (LCC) zufolge setzten die Sicherheitskräfte ihre Angriffe am Donnerstag landesweit fort. In zahlreichen Städten habe es Raketenbeschuss und Explosionen gegeben.
In Duma nahe der Hauptstadt Damaskus hätten die Truppen Häuser und Geschäfte angegriffen und ein Spital umzingelt, nachdem am Vortag Mitarbeiter der UNO-Beobachtermission die Stadt besucht hätten. Unabhängig lassen sich die Angaben kaum überprüfen, da Syrien so gut wie keine ausländischen Journalisten ins Land lässt.
Oppositionsgruppen klagen seit Beginn der Waffenruhe, dass diese nicht eingehalten werde. Das Lokale Koordinationskomitee erklärte, am Mittwoch seien Dutzende Menschen gestorben, weil eine Rakete der Armee in einem Gebäude in Hama eingeschlagen sei. Das Syrische Observatorium für Menschenrechte sagte hingegen, es sei unklar, worauf die Explosion zurückzuführen sei.
Die syrische Führung wies jegliche Schuld von sich. Die besagte Explosion sei durch Extremisten verursacht worden, die gerade einen improvisierten Sprengsatz präpariert hätten.
Schleppende Entsendung von UNO-Beobachtern
Nach den Berichten über das neue Blutbad in Hama wurden zwei UNO-Beobachter dauerhaft in die Stadt entsandt. Die Beobachter besuchten am Donnerstag den Ort der Explosion. Ein Sprecher des UNO-Sondergesandten Kofi Annan sagte, die Beobachter hätten den Ort inspiziert, jedoch noch nicht Bericht erstattet.
Der Einsatz unbewaffneter UNO-Beobachter, die zur Überprüfung der Waffenruhe nach Syrien geschickt worden sind, entwickelt sich immer mehr zu einer „Mission Impossible“. Die Entsendung der Beobachter geht nur schleppend voran. Bislang ist ein aus 15 Mann bestehendes Vorauskommando im Land.
Diplomaten am UNO-Sitz in New York erklärten, die ersten 100 Experten der vom Sicherheitsrat beschlossenen 300-Mann-Beobachtermission würden erst in einem Monat in Syrien eintreffen. Dies liegt an bürokratischen Hürden, logistischen Problemen und politischen Schwierigkeiten in der Abstimmung mit dem Regime von Präsident Baschar al-Assad.