Der überraschende Wahlsieg des künftigen US-Präsidenten Donald Trump hat die weltweiten Aktienmärkte nur vorübergehend ins Taumeln gebracht. In der Schweiz zeigten sich Pharma-Investoren gar erfreut. Auch der Franken blieb stabil. Doch die Unsicherheiten bleiben.
Anleger warfen am Mittwoch zunächst Aktien und andere risikoreiche Anlagen im hohen Bogen aus ihren Depots. Einige Börsen brachen zu Handelsbeginn so stark ein wie zuletzt nach dem Brexit-Referendum. Der Dollar gab massiv nach, am Ölmarkt ging es ebenfalls bergab. Gold war hingegen als «sicherer Hafen» gefragt. An den asiatischen Börsen hatte es am frühen Morgen herbe Kurseinbrüche gegeben.
Pharmawerte ziehen an
Als am Morgen allerdings die europäischen Börsen öffneten, hatte sich die Panik gelegt. Dax und EuroStoxx50 halbierten ihre Anfangsverluste innerhalb der ersten Handelsstunde und notierten jeweils nur noch etwas mehr als ein Prozent im Minus bei 10’400 und 2980 Punkten. In der Schweiz verhalfen anziehende Kurse der Pharma-Aktienkurse dem Leitindex SMI gar zu einem Plus. Gegen Mittag betrug dieses 1,5 Prozent.
Hillary Clinton hätte als neue US-Präsidentin wegen ihrer Ambitionen, die Pharmapreise zu senken, als wenig förderlich für die Pharmabranche gegolten. Entscheidender dürfte allerdings auch die allgemeine Unsicherheit sein, die nun herrscht. Diese kommt wiederum Novartis und Roche zu Gute. Denn Pharmatitel gelten als krisenresistent und konjunkturell weitgehend unabhängig.
Abhängigkeit von US-Markt
Unter Druck kamen vor allem Aktien von Unternehmen, die von einem guten Konjunkturklima abhängig sind. So verbilligten sich etwa die Papiere von Richemont, Swatch, LafargeHolcim oder auch der Banken deutlich.
Sorgen dürfte den Unternehmensmanagern vor allem Aussagen von Donald Trump aus dem Wahlkampf bereiten, die auf eine deutlich protektionistischere Handelspolitik hindeuten. Es dürfte jedoch noch geraume Zeit dauern, bis die neuen Linien der Trump-Administration klar werden. Darüber hinaus setzt der politische Umschwung in den USA auch Fragezeichen hinter den künftigen Kurs der Notenbank, heisst es in ersten Kommentaren.
Die Abhängigkeit vom nord- und südamerikanischen Markt sind bei vielen Schweizer Firmen gross. Auch die chinesischen oder mexikanischen Aktivitäten vieler Firmen, die oft für den US-Markt produzieren, wären stark betroffen. Sollte Trump seine zwar vagen aber mehrfach geäusserten Pläne zu Strafzöllen umsetzen, könnte das die Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt beeinträchtigen.
Franken stabil
Von Interesse für die Schweizer Wirtschaft ist auch die künftige Entwicklung des Dollar-Kurses. Der Dollar leide unter der schwindenden Aussicht auf baldige Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed, sagte Dominic Rossi, Chef-Anleger für Aktien beim Fondsanbieter Fidelity.
Der Greenback verlor zeitweise 3,7 Prozent auf 101,20 Yen und 2,3 Prozent auf 0,9951 Franken. Allerdings schwächte sich der Franken, der als Fluchtwährung in sicheren Zeiten gilt, schon bald wieder ab. Die US-Devise kostete zuletzt mit 0,97 Franken soviel wie am Vortag.
Verschiedene Experten führten dies auf Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zurück. Die Notenbank hatte im Vorfeld bereits angekündigt, wenn nötig am Devisenmarkt einzugreifen, um den Franken zu schwächen und damit die heimische Exportwirtschaft zu stützen. Ein SNB-Sprecher wollte sich am Mittwoch nicht dazu äussern.
Andere Marktteilnehmer hingegen gingen von höchstens geringfügigen Devisenkäufen der Schweizer Währungshüter aus. Sie begründeten den stabilen Kurs mit der Flucht vieler Anleger aus dem Dollar: Die Investoren würden stattdessen Euro kaufen – und damit für einen schwachen Franken im Vergleich zu der Gemeinschaftswährung sorgen.