in Vierteljahrhundert nach dem Ende der brutalen Herrschaft von Hissène Habré im Tschad hat am Montag ein Prozess gegen den früheren Diktator begonnen. Ein Sondertribunal in der senegalesischen Hauptstadt Dakar wirft ihm unter anderem Kriegsverbrechen vor.
Zudem werden dem 72-Jährigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gezielte Tötungen sowie Folter vorgeworfen.
Habré bezeichnete das Verfahren gegen ihn am Montag laut örtlichen Medienberichten als «Farce». Einige seiner Anhänger skandierten zu Beginn der Verhandlung Parolen zu seiner Unterstützung, woraufhin ein Handgemenge mit dem Sicherheitspersonal entstand. Der mit weissem Gewand und weissem Turban bekleidete Habré wurde von den Sicherheitskräften daraufhin aus dem Saal gezerrt.
Habrés französischer Anwalt François Serres sagte, das Verfahren entspreche nicht internationalen Standards und würde von der Verteidigung boykottiert werden. «Wir werden uns nicht an dem Prozess beteiligen, weil wir dieses Gericht für illegitim halten», sagte er. Das Gericht ernannte daraufhin Pflichtverteidiger. Habré droht lebenslängliche Haft.
«Meilenstein für Gerechtigkeit»
Amnesty International bezeichnete das Verfahren vor dem Sondertribunal der Afrikanischen Union als einen Meilenstein für Gerechtigkeit in Afrika. «Für viele Opfer geht mit diesem Tag eine 25 Jahre lange Wartezeit zu Ende», sagte Amnestys Westafrika-Experte Gaëtan Mootoo.
Human Rights Watch betonte, der Prozess sende ein klares Signal, dass Verbrechen früherer oder amtierender afrikanischer Machthaber nicht ungesühnt blieben.
Im Laufe des auf drei Monate angesetzten Prozesses sollen die Zeugenaussagen von rund 2500 Opfern des Habré-Regimes berücksichtigt werden. Habré regierte den zentralafrikanischen Staat Tschad von 1982 bis 1990.
Menschenrechtlern zufolge soll er für den Tod von 40’000 Menschen und für Zehntausende Fälle von Folter verantwortlich sein. Habré ist in seiner Heimat schon in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Da der Tschad aber nie die Auslieferung Habrés beantragt hat, wurde der Senegal 2013 selbst aktiv.
Habré ist der erste Ex-Präsident, der sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem Gericht in einem Staat Afrikas südlich der Sahara verantworten muss. Dem früheren liberianischen Kriegsherrn und Staatschef Charles Taylor war von einem Sondertribunal in Den Haag der Prozess gemacht worden.
Der Internationale Strafgerichtshof konnte sich Habré nicht vornehmen: Das Weltstrafgericht wurde erst 2002 ins Leben gerufen und kann wegen Verbrechen, die vor seiner Einrichtung begangen wurden, keinen Prozess führen.