Der tschetschenische Geschäftsmann Bulat Tschagajew hat am Dienstag vor Gericht alle Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Konkurs des Fussballclubs Neuchâtel Xamax zurückgewiesen. Der Prozess wird am 21. September fortgesetzt.
Zur grossen Überraschung der Medien, der Gläubiger und des Gerichts erschien Tschagajew am Dienstagmorgen in einer schwarzen Limousine mit Genfer Kennzeichen auf dem Schloss in Neuenburg, um seine Version der Vorgänge um den Fussballclub darzulegen.
Der Geschäftsmann gab als Wohnort Moskau an, wollte aber seine exakte Wohnadresse nicht laut aussprechen. Er schrieb sie für das Gericht auf ein Papier auf. Auch über seine derzeitige geschäftliche und finanzielle Situation wollte er keine Details preisgeben.
Tschagajew war aber sichtlich bemüht, seinen Ruf wiederherzustellen und um seine Glaubwürdigkeit zu kämpfen: „Glauben sie mir, ich habe dem Fussballclub helfen wollen, ich wollte niemals den Konkurs von Xamax, beteuerte Tschagajew in einem vorgezogenen Plädoyer, das vom Gerichtspräsidenten unterbrochen wurde.
Der zweite Angeklagte, der ehemalige Vize-Präsident Islam Satujew, erschien nicht zum Prozess. Tschagajew sagte, er habe keinen Kontakt mehr zu Satujew. Er wisse auch nicht, wo sich dieser zurzeit aufhalte. Dessen Rolle sei es gewesen, für Disziplin in der Mannschaft zu sorgen.
Unter der Führung der beiden Tschetschenen war der Schweizer Traditionsverein Neuchâtel Xamax am 26. Januar 2012 innerhalb von nur acht Monaten Konkurs gegangen. Zurück blieb ein Schuldenberg von 20,1 Millionen Franken, 359 Gläubiger gingen leer aus.
Die beiden Angeklagten müssen sich vor dem Regionalgericht des Littoral und des Val-de-Travers wegen Misswirtschaft, ungetreuer Geschäftsführung sowie wegen Hinterziehung der Quellensteuer in der Höhe von 1,5 Millionen Franken verantworten. Tschagajew wird zudem wegen einer mutmasslich gefälschten Garantie der Bank of America versuchter Betrug sowie Urkundenfälschung vorgeworfen.
Nachzahlungen versprochen
In der Gerichtsverhandlung wies Tschagajew alle Anklagepunkte zurück. Unabhängig vom Urteil kündigte er zudem an, einen Teil der noch ausstehenden Löhne der Spieler bis zum nächsten Gerichtstermin Mitte September zahlen zu wollen.
Sein Gewissen und der Prozess seien zwei verschiedene Dinge, sagte Tschagajew. Er fühle sich verantwortlich gegenüber den Spielern. Einer Richterin gegenüber schwor er zudem, auch einen Teil der unbeglichenen Quellensteuer bis in einem Monat begleichen zu wollen. Die Bereitschaft zu dieser Zahlung wollte er aber nicht als Schuldeingeständnis verstanden wissen.
Banken als Hauptschuldige
Den Konkurs des Fussballclubs schrieb er allen anderen als sich selber zu, vor allem den Banken, die seine vorgelegten Dokumente nicht akzeptiert hätten. Aus diesem Grund habe er keinen Zugriff mehr auf seine Konten gehabt und sei ab Juni 2011 nicht mehr in der Lage gewesen, die Löhne der Spieler zu bezahlen.
Die Banken und Sponsoren hätten ihm nicht mehr vertraut. Sie seien in der Folge an die Medien gelangt und hätten diesen gegenüber gesagt, dass sie nicht mehr mit ihm arbeiten wollten. Tschagajew sprach von Klüngelei und Vetternwirtschaft und beschuldigte den früheren Clubpräsidenten Sylvio Bernasconi und weitere Personen der Bereicherung.
Zoff mit Staatsanwalt
Umgekehrt wies Tschagajew den Vorwurf der Staatsanwaltschaft zurück, dass er mit Geldern von Sponsoren sowie des Unterstützungsclubs drei private Flüge nach Grozny bezahlt habe. Ausserdem behauptete Tschagaiew, er habe von der Existenz einer falschen Bankgarantie aus den Medien erfahren.
Er sei ein reicher Mann und habe solches nicht nötig. Dem Neuenburger Oberstaatsanwalt Pierre Aubert unterstellte Tschagajew falsche Anschuldigungen, worauf dieser sich empörte und den Angeklagten in die Schranken wies.
Der Prozess wird am 21. und 22. September mit den Plädoyers fortgesetzt. Das Gericht lehnte es ab, die Verhandlung gegen die beiden Angeklagten in zwei Prozesse zu trennen. Das Gericht wird Satujew erneut vorladen.