Einst waren die Schweizer Weltmeister im Sammeln von Panini-Bildchen. Nun ist selbst dieser Titel in Gefahr.
Die Schweizer bleiben die weltbesten Käufer der Panini-Fussballsticker. Weniger als eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaft in Brasilien liegen die Verkaufszahlen aber leicht hinter jenen der letzten WM 2010 in Südafrika zurück. Ezio Bassi, Verantwortlicher für den Schweizer Panini-Markt, kann sich den Rückgang nicht wirklich erklären. Vielleicht sei in diesem Jahr der Verkauf etwas zu früh gestartet, sagte er der Nachrichtenagentur sda.
Die Panini-Aufkleber und -Alben seien zwei oder drei Wochen eher auf den Markt gekommen als bei anderen Fussball-Weltmeisterschaften. Möglicherweise sei für die Leute die WM in Brasilien beim Verkaufsstart noch zu weit entfernt gewesen.
Früher übernachteten Fans vor dem Kiosk
Zur Südafrika-WM wurden 2010 gemäss Bassi in der Schweiz rund zwei Millionen Alben in Umlauf gebracht. Das Ziel war der Verkauf von 300 Millionen Stickern. Ob dieses erreicht wurde, war nicht zu erfahren.
Die letzten exakten Zahlen zu den Panini-Verkäufen stammen aus dem Jahr 2006, als die WM in Deutschland stattfand. Damals wurden in der Schweiz über 55 Millionen Säckchen mit je fünf Bildern verkauft – das entspricht rund acht Säckchen pro Einwohner.
Der eher schleppende Verkauf für die Brasilien-WM steht in starkem Kontrast zur Panini-Manie bei der Fussball-Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich. Damals harrten vor dem Verkaufsstart hunderte Fans über Nacht vor den Kiosken aus, um die ersten Bildchen zu ergattern.
Unter dem Ladentisch im Iran
Panini verkauft seine Fussball-Sticker und -Alben in rund 100 Ländern, in diesem Jahr auch im Iran. Die Mannschaft der islamischen Republik hat sich für Brasilien qualifiziert. Im Iran würden die Aufkleber aber nur unter dem Ladentisch verkauft.
Ein Run auf Alben und Sticker sei derzeit in England, Belgien und in den Ländern Südamerikas zu beobachten, sagte Bassi weiter.
Alben für alle und alles
Um nicht nur von ihrem Hauptgeschäft, dem Verkauf von Sport-Stickern, abhängig zu sein, hat Panini in den vergangenen Jahren sein Angebot ausgebaut. Heute zieren nicht mehr nur Stars die Sticker, sondern jedermann und jedefrau.
Zum Beispiel gibt es Aufkleber mit Spielern des FC Court im Berner Jura oder des FC Porrentruy (JU). Letzterer hat zur Feier seines 110-Jahr-Jubiläums ein eigenes Album herausgebracht.
Inzwischen können auch Nicht-Fussballer ihr eigenes «Chläberli»-Album kreieren, seien es Firmen, Vereine oder Hochzeitsgesellschaften, wie Bassi sagte.