Die Türkei bietet dem Irak im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Militärhilfe an. Der türkische Regierungschefs Ahmet Davutoglu erklärte in Bagdad, seine Regierung sei im Kampf gegen den Terrorismus zu einer Geheimdienstkooperation mit dem Irak bereit.
Zugleich wies er Vorwürfe zurück, seine Regierung lasse IS-Kämpfer die türkische Grenze Richtung Syrien passieren. Mehr als 1000 mutmassliche Extremisten seien bisher beim Versuch festgenommen worden, über die Türkei nach Syrien zu gelangen, verlautete aus türkischen Regierungskreisen.
Seine Regierung wolle den Vorschlag Davutoglus prüfen, sagte Iraks Ministerpräsident Haidar al-Abadi am Donnerstag nach einem Treffen der beiden in der irakischen Hauptstadt. Diskutiert werden soll demnach, ob Ankara Kämpfer der im Irak geplanten Nationalgarde in der Türkei ausbildet. Auch das Thema Bewaffnung stehe im Raum.
Schritte der Annäherung
Mit Davutoglus Besuch in Bagdad gehen der Irak und die Türkei einen Schritt aufeinander zu, nachdem die Beziehungen der beiden Nachbarn lange angespannt waren.
In den vergangenen Wochen hatte sich der mehrheitlich schiitische Irak nach einer jahrelangen Eiszeit auch an das sunnitische Königreich Saudi-Arabien angenährt. Alle Länder sehen den IS mittlerweile als grosse Gefahr für die eigene Sicherheit an.
Vor allem in der Regierungszeit von Al-Abadis Vorgänger Nuri al-Maliki hatten sich die Beziehungen zwischen dem Irak und seinen sunnitischen Nachbarn dramatisch verschlechtert. Kritiker warfen Al-Maliki vor, seine von Schiiten dominierte Regierung diskriminiere die Minderheit der Sunniten im Land.
Als der IS-Vormarsch begann, beschuldigte wiederum Al-Maliki andere Staaten der Region, sie unterstützten die sunnitischen Extremisten. Seit Al-Abadis Amtsantritt Mitte August haben sich die Beziehungen jedoch verbessert. Mitte November reiste der irakische Präsident Fuad Masum zu einem seltenen Staatsbesuch nach Saudi-Arabien.
In dieser Woche weilte der irakische Parlamentspräsident Salim al-Dschaburi in Riad. Das sunnitische Königreich gehört zu den arabischen Staaten, die die Luftschläge der US-Luftwaffe gegen die Fanatiker des so genannten Islamischen Staates (IS) in Syrien unterstützen.
Nationalgarde in den Provinzen
Im Irak wird seit einigen Wochen über die Bildung einer Nationalgarde in den Provinzen diskutiert. Sie soll die sunnitischen Stammesmilizen in den Kampf gegen die IS-Extremisten einbinden.
Die eigentliche irakische Armee wird von Schiiten dominiert. Daneben gibt es schiitische Milizen, die ebenfalls gegen den IS vorgehen. Die sunnitischen Stämme sind in ihrer Haltung gespalten. Kritiker warnen, die Bildung einer Nationalgarde leiste dem Zerfall des Landes Vorschub.
IS-Anführer durch Luftangriff getötet
Wie Berichten von Bewohnern Mossuls am Donnerstag zu entnehmen war, wurde am Mittwoch ein IS-Anführer in der nordirakischen Stadt getötet. Der dort vom IS als Gouverneur eingesetzte Radwan Taleb al-Hamduni sei zusammen mit seinem Fahrer bei einem Luftangriff umgekommen, hiess es.
Mossul wurde im Juni von den Extremisten erobert. Es ist die grösste Stadt in ihrem Herrschaftsgebiet, in dem sie ein Kalifat ausgerufen und ein brutales islamisches Regime errichtet haben. Die USA und mit ihnen verbündete Staaten fliegen seit August Luftangriffe auf IS-Ziele im Irak. Seit September greift die US-Luftwaffe den IS auch in Syrien an.