Die Türkei will die zu Wochenbeginn von Kurden ausgerufene autonome Übergangsregierung im Norden Syriens nicht anerkennen. Präsident Abdullah Gül erklärte am Freitag, Ankara könne so etwas nicht dulden. «Wir können nicht zulassen, dass das mit grossem Chaos konfrontierte Syrien auseinander bricht», sagte er im türkischen Fernsehen.
Syrische Kurden hatten Anfang der Woche die Bildung einer autonomen Übergangsregierung in ihren Siedlungsgebieten im Norden des Landes verkündet. Die Interimsverwaltung sei für die Vorbereitung von Kommunal- und Parlamentswahlen sowie politische, militärische und wirtschaftliche Fragen in Syrien und der Region zuständig, hiess es.
Die kurdischen Gebiete im Norden Syriens werden bereits seit Mitte 2012, als sich die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad zurückzogen, von den Kurden verwaltet.
Dem Kurdenkonflikt in der Türkei sind seit 1984 mehr als 40’000 Menschen zum Opfer gefallen, die meisten von ihnen Kurden. Ankara befürchtet nun, dass im Nachbarland Syrien ein autonomer Kurdenstaat ähnlich dem bereits bestehenden im Nordirak entstehen könnte.
In Syrien stellen die Kurden rund 15 Prozent der Bevölkerung. Sie hielten sich weitgehend aus dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg heraus. Als militante Islamisten versuchten, sich in den Kurdengebieten festzusetzen, um Nachschubwege aus dem Irak zu sichern, gab es heftige Kämpfe, die mit der Vertreibung der islamistischen Kämpfer endeten.