Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will die Auslieferung seines einstigen Verbündeten und jetzigen Widersachers, Fethullah Gülen, aus den USA erreichen. Seine Regierung werde einen entsprechenden Antrag stellen.
Das kündigte Erdogan am Dienstag vor Journalisten nach einer Rede vor seiner AKP-Fraktion im Parlament an, wie der Nachrichtensender NTV berichtete. Erdogan wirft Gülen vor, hinter den Korruptionsskandalen zu stehen, welche die türkische Regierungsspitze seit Dezember erschüttern.
Er verdächtigt die Bewegung, einen «Staat im Staat» geschaffen zu haben und seine Entmachtung zu betreiben. Der islamische Prediger weist dies vehement zurück.
Der 73-jährige Gülen lebt seit 1999 im selbstgewählten Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania. Von dort leitet er eine religiöse Reformbewegung, die vor allem im Bildungsbereich aktiv ist. In Wirtschaft, Justiz und Polizei soll Gülens Bewegung über zahlreiche hochrangige Anhänger verfügen.
Auslöser des Konflikts zwischen den einstigen Verbündeten waren letztlich Pläne Erdogans, die Nachhilfezentren zu schliessen, von denen viele von der Gülen-Bewegung betrieben werden. Nach dem Sieg seiner AKP bei den Kommunalwahlen am 30. März hatte Erdogan angekündigt, nun gegen seine Gegner vorgehen zu wollen.