TV-Star, Autor und Entwicklungshelfer Dietmar Schönherr gestorben

Er etablierte das Format Talkshow im deutschen Fernsehen, war die Stimme von James Dean und lange Zeit mit der Schweiz verbandelt. In der Nacht auf Freitag starb der österreichische Schauspieler und Moderator Dietmar Schönherr 88-jährig auf Ibiza.

Von 1977 bis 1990 war Schönherr am Zürcher Schauspielhaus engagiert (Bild: sda)

Er etablierte das Format Talkshow im deutschen Fernsehen, war die Stimme von James Dean und lange Zeit mit der Schweiz verbandelt. In der Nacht auf Freitag starb der österreichische Schauspieler und Moderator Dietmar Schönherr 88-jährig auf Ibiza.

1977 bis 1990 war er am Zürcher Schauspielhaus engagiert und wohnte im aargauischen Kaiserstuhl. Ausserdem spielte er in den Schweizer Erfolgsfilmen «Handyman» von Jürg Ebe (2006), «Brandnacht» von Markus Fischer (1993), «Der schwarze Tanner» von Xavier Koller (1985) und im Oscar-gekrönten Film «Reise der Hoffnung» vom selben Regisseur (1990).

1981 aber machte sich Schönherr in der Schweiz Feinde, als er in der allerersten schweizerischen Talkshow «Rendez-vous» den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan ein «Arschloch» nannte. Er bekam korbweise Schmähbriefe: Er sei ja bloss ein «Gastarbeiter» und ein «degenerierter Balkanzigeuner».

Insgesamt spielte Schönherr, der ausser Deutsch noch vier weitere Sprachen sprach, in über 150 Kino- und Fernsehfilmen mit und synchronisierte unter anderen James Dean und Sidney Poitier. Daneben verfasste er Bücher, etwa «Nicaragua, mi amor» über sein Engagement in der Entwicklungshilfe, aber auch Kinder- und Jugendbücher, ein Hörspiel, Stücke und Liedtexte.

Gegen irdische und ausserirdische Kriegsgurgeln

In den sechziger Jahren diente Schönherr vornehmlich der seichten Muse, unvergessen etwa als Commander McLane in der Science-Fiction-Serie «Raumpatrouille». In den Siebzigern begann er, Politik in Unterhaltungssendungen wie «Wünsch Dir Was» einzubringen.

In den Achtzigern agitierte er vehement gegen Politiker, die den Atomkrieg für machbar hielten, was in seiner vorübergehenden Festnahme 1984 in Mutlangen in Deutschland gipfelte.

Aus Versehen in Nazifilm

Dietmar Schönherr wurde am 17. Mai 1926 in Innsbruck als Dietmar Schönherr Edler von Schönleiten geboren. Sein Vater war General, aber liberal; in seinem Nachlass fand man Antinazi-Gedichte. 1938 zog die Familie nach Potsdam.

Gleich nach dem Abitur spielte Schönherr seine erste Rolle im Nazi-Film «Junge Adler». Er sei halt noch zu jung gewesen, um die politischen Hintergründe zu durchschauen, sagte er später. Aus dem Kriegsdienst jedenfalls desertierte er, später gehörte er zu den Pionieren der Friedensbewegung.

Nach einem abgebrochenen Architekturstudium arbeitete er ab 1947 für Film, Radio und Fernsehen.

Nicaragua

Mit «Je später der Abend» etablierte Schönherr 1972 die erste Talkshow im deutschen Fernsehen. Noch bekannter machte ihn die TV-Spielshow «Wünsch Dir was», die er mit seiner Frau Vivi Bach (1939-2013) moderierte. Die Sendung entfachte «Skandale» unter anderem wegen einer Kandidatin, die eine transparente Bluse trug.

1984 gründete Schönherr in Nicaragua das Projekt «La Posolera». Später kamen die Stiftung «Hilfe zur Selbsthilfe» und das Projekt «Casa de los tres mundos», ein internationales Kulturzentrum in Granada, dazu.

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