Er ist 193 Zentimeter gross, hat einen kräftigen Händedruck und weiss sich deutlich zu artikulieren. Der Schweizer U21-Goalie und Ersatzmann Hoffenheims Gregor Kobel (18) bringt das Selbstbewusstsein für die Bundesliga mit.
Oliver Kahn hat er mal bewundert, als der Münchner noch ein gefürchteter Titan war. «Sein Stil imponierte mir. Ein spezieller Typ. Die Gegner hatten Respekt vor ihm.»
Wucht und Körpermasse, damit kann der 18-jährige Gregor Kobel was anfangen. In Deutschland gefällt ihm das Schroffe, das Unverblümte. «Vielleicht dringt durch, dass ich eigentlich aus einer Hockey-Familie komme.»
In der Nationalmannschaftspause dieses Novembers sind Derek Kutesa (Schweiz U20), Eray Cümart (Schweiz U19), Mohamed Elyounoussi (Norwegen U21) und Djordje Nikolic (Serbien U21) bei den Juniorenauswahlen. Zudem sind elf Spieler mit den A-Nationalmannschaften unterwegs. » Zu unserer Vorschau
Sein Vater Peter Kobel stürmte in den Neunzigerjahren in der NLA für den ZSC, Kloten, Lugano und Davos, bis ihn körperliche Beschwerden stoppten. Der Junior wusste mit Puck und Stock ganz gut umzugehen, er stand als Schüler immer wieder auf dem Eis. «Aber im Fussball verfolgte ich meine Ziele passionierter und erfolgreicher.»
Hoffenheim klopft an, und Kobel sagt: «Diese Challenge nehme ich an»
Den Zürcher Quartierklub Seefeld verlässt er als Kind nach wenigen Wochen und schliesst sich der U9 von GC an. In der Juniorenabteilung merkt er schnell, wie viel «mit brutaler Freude und Wettkampfgeist» zu erreichen ist.
» Gregor Kobels Profil bei seinem Arbeitgeber Hoffenheim
Im Alter von 16 Jahren kommt die Offerte aus dem Land des Weltmeisters: Hoffenheim klopft an, nach kurzer Bedenkfrist steht für ihn fest: «Diese Challenge nehme ich an.» Bis zur Bundesliga-Beförderung von Julian Nagelsmann spielt er unter dem deutschen Trainer-Aufsteiger des Jahres in der U19 der TSG.
«Ich bin eben erst im Männerfussball angekommen.»
Haften bleibt nicht nur die sportliche Herausforderung, sondern auch das Gefühl, als Teenager bereits auf eigenen Beinen stehen zu müssen: «Es war schon hart, von den Eltern wegzugehen.» Er habe früh gelernt, den Alltag in Eigenregie zu meistern, «alles selber zu regeln».
Und er sei sehr schnell in ein System eingetaucht, von dem er sich erhofft, in naher Zukunft markante Fortschritte zu machen. «Bis jetzt ist alles aufgegangen, ich bereue keine Sekunde.»
In einer der besten Infrastrukturen Europas
Hoffenheim betrachtet der junge Keeper als die perfekte Wahl. Die Infrastruktur im Kraichgau gehöre europaweit zum Besten. «Es fehlt an nichts.» Perfekt präparierte Rasenplätze, Indoorflächen, modernste Krafträume, ein Footbonaut – die TSG, wo auch der einstige Basler Fabian Schär unter Vertrag steht, leistet sich zur Betreuung der Spieler nur das teuerste Equipment.
Und Kobel schätzt im deutschen Fussball die tief verwurzelte Torhüterkultur: «Die Deutschen sind sehr daran interessiert, das Spiel der Torhüter weiterzuentwickeln.»
Gregor Kobel bei der Arbeit mit der Schweizer Juniorennationalmannschaft. (Bild: sda)
Seit letztem Sommer gehört das SFV-Talent, das mit der U21 am Donnerstag und und Montag zwei Freundschaftsspiele gegen Russland bestreitet, offiziell zum Bundesliga-Kader. Die Einheiten mit der Elite tun ihm gut. Kobel spricht von der perfekten Eingewöhnungsphase: «Ich kann viel von der Nummer 1 Oliver Baumann profitieren, was die Professionalität auf und neben dem Platz angeht.»
«Hoffenheim ist an meiner Weiterentwicklung interessiert»
Seine vorzügliche Arbeit im Talentpool Hoffenheims wird registriert. Der Fachzeitschrift «Kicker» schreibt Anfang Jahr aus dem Trainingslager in Südafrika nicht nur über die stattliche Figur des jugendlichen Schweizers: «Er besitzt eine grundsolide Torhütertechnik und scheint bestens gerüstet für eine Profi-Karriere.» Goalietrainer Michael Rechner hob unlängst auch Kobels «mentale Stärke» hervor.
Bis 2020 ist der Vertrag mit dem jüngsten Hoffnungsträger der Schweizer Torhüterfraktion fixiert. Wie der Weg bis dahin verlaufen wird, ist offen. «Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat alles plangemäss funktioniert. Ich beschäftige mich vor allem mit der momentanen Aufgabe.»
Ein späteres Leihgeschäft sei sicher nicht ausgeschlossen: «Hoffenheim ist bekannt dafür und an meiner Weiterentwicklung interessiert», sagt Kobel.
Das Tagesgeschäft: Regionalliga Südwest
Derzeit wird Kobel in der Regionalliga Südwest eingesetzt, der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands. Gegen gefallene Grössen wie Homburg, Offenbach oder die Stuttgarter Kickers sammelt er vor ein paar Tausend Zuschauern wertvolle Erfahrungen.
Den Ball hält er fest, aber flach: «Ich bin eben erst im Männerfussball angekommen.» 18-jährig, 90 Kilogramm schwer, 193 Zentimeter lang.
» Gregor Kobels Leistungsdaten bei transfermarkt.com