Der Fahrdienst-Vermittler Uber wächst trotz aller Negativ-Schlagzeilen weiter schnell – aber verliert auch nach wie vor viel Geld. Im ersten Vierteljahr 2017 steigerte Uber den Umsatz im Vergleich zum Quartal davor um 18 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar.
Das Verlust betrug dabei 708 Millionen Dollar nach 991 Millionen im Vorquartal, wie das Unternehmen dem «Wall Street Journal» (Donnerstag) offenlegte.
Uber muss zwar als nicht an der Börse notierte Firma keine Zahlen veröffentlichen, fing aber im Frühjahr damit an, einige Eckdaten preiszugeben. Vergleichswerte für den Vorjahreszeitraum lieferte das Unternehmen aber weiterhin nicht. Uber wurde von Investoren in jüngsten Finanzierungsrunden laut Medienberichten mit mehr als 70 Milliarden Dollar bewertet.
Zweifel an Profitabilität
Die rasante internationale Expansion von Uber war schon immer mit hohen Kosten verbunden – und einige Branchenbeobachter zweifeln daran, ob Uber mit seinem Geschäftsmodell überhaupt profitabel sein kann. Allein in China soll die Firma eine Milliarde Dollar im Wettbewerb mit dem lokalen Rivalen Didi Chuxing verbrannt haben, an den schliesslich das dortige Geschäft abgegeben wurde.
Uber erklärte dem «Wall Street Journal», man habe nach wie vor noch 7,2 Milliarden Dollar in der Kasse. «Die Reduzierung der Verluste im ersten Quartal bringt uns auf guten Kurs zur Profitabilität», sagte eine Sprecherin der Zeitung. Der Fahrdienst-Vermittler hatte sich von Investoren und durch Kredite insgesamt 15 Milliarden Dollar besorgt, soviel wie keine anderes Start-up zuvor.
Zuletzt geriet das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie ohnehin umstrittene Unternehmen wegen verschiedener rechtlicher Konflikte und Sexismus-Vorwürfen immer stärker in die Kritik.
Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste versprechen, erwachsener zu agieren, nachdem das Video seiner hitzigen Diskussion mit einem Uber-Fahrer veröffentlicht wurde. An Fahrer in New York muss Uber Millionen nachzahlen, weil der Anteil des Fahrdienst-Vermittlers jahrelang zu hoch berechnet wurde. Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft Uber in einer Klage vor, bei ihr gestohlene Roboterwagen-Technologie zu nutzen.
Manager-Exodus
Vor diesem Hintergrund muss Uber immer mehr Manager-Posten neu besetzen. So wird seit Monaten nach einer «starken Nummer zwei» für Kalanick gesucht. Der Chef des Roboterwagen-Programms, Anthony Levandowski, der früher bei Google war und Uber die Waymo-Klage erst einbrockte, wurde diese Woche gefeuert. Und der New Yorker Regionalchef Josh Mohrer kündigte jüngst.
Die Firma liess das «Wall Street Journal» nun wissen, dass Gautam Gupta, der bislang für die Finanzen zuständig ist, im Juli zu einem anderen Start-up aus San Francisco wechseln werde. Die Firma hatte den Posten des Finanzchefs offengelassen, seit Brent Callinicos zum Start-up Hyperloop One ging. Dem Blatt zufolge hat Uber in diesem Jahr bereits über ein Dutzend Führungskräfte verloren oder gefeuert.