Der scheidende UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger fühlt sich durch die Kritik im Zusammenhang mit dem Fall London ungerecht behandelt. «Aber das gehört zu dieser Aufgabe», sagt er im Interview mit der „SonntagsZeitung“. Den Entscheid, das Präsidium der Grossbank überhaupt übernommen zu haben, bereut er nicht.
«Vor meinem Amtsantritt war ich unsicher», so Villiger. «Fast alle hatten mir davon abgeraten. Jetzt weiss ich, dass wir die Ziele erreicht haben. Das ist auch für die Schweiz wichtig. Darum hat es sich trotz Kritik gelohnt», sagt Villiger im Interview.
Der Betrugsfall in London habe nichts mit Renditeziele und Risiken zu tun gehabt. «Das war ein krimineller Fall», so Villiger. Dass die Renditeziele mit der neuen Strategie nun geändert werden, habe mit dem veränderten Umfeld zu tun. «Auch wenn ich oft kritisiert werden: Abgesehen vom Milliardenverlust in London ist alles nach Plan gelaufen.»
Auf die Frage, warum er das Investmentbanking nicht schon früher verkleinert habe, sagt er: «Das ist ein Prozess, an dem wir schon länger dran sind».
Saläre und Boni unter Druck
Auch habe er die hohen Boni und Saläre verteidigt, weil das überlebenswichtig für die Bank gewesen sei, und nicht, «weil ich sie gut finde». Die UBS habe auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig bleiben müssen.
Villiger geht davon aus, dass im Investmentbanking durch schlechtere Resultate die Saläre und Boni nun aber auf breiter Front unter Druck geraten. «In Asien sinken die Bankensaläre nicht, weil dort ein harter Wettbewerb um Fachleuchte herrscht. Aber in New York, London und Zürich gehen die Entschädigungen bei allen Investmentbanken voraussichtlich zurück. Generell wachsen die Saläre bei den Banken nicht mehr in den Himmel. Damit ist es vorbei», sagt der UBS-Präsident.
Die am Donnerstag angekündigte neue Strategie der UBS, die auf weniger Risiken setzt, sowie ein neues Lohnsystem würden intern Anreize schaffen zu langfristigem Denken. «Das verändert auch die Kultur».