UBS-Schweiz-Chef: Frauen könnten Fachkräftemangel lindern

Die Verknappung von spezialisierten Arbeitskräften in der Schweizer Wirtschaft könnte gemäss UBS-Schweiz-Chef Lukas Gähwiler zumindest teilweise dank Frauen gebremst werden. Eine Konsequenz hätte dies allerdings.

Fachkräftemangel: Das Frauen-Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft (Bild: sda)

Die Verknappung von spezialisierten Arbeitskräften in der Schweizer Wirtschaft könnte gemäss UBS-Schweiz-Chef Lukas Gähwiler zumindest teilweise dank Frauen gebremst werden. Eine Konsequenz hätte dies allerdings.

Die Verknappung von spezialisierten Arbeitskräften in der Schweizer Wirtschaft könnte gemäss UBS-Schweiz-Chef Lukas Gähwiler zumindest teilweise dank Frauen gebremst werden. Dies würde allerdings bedingen, dass weniger Frauen Teilzeit arbeiten als bisher.

Der schon bestehende Fachkräftemangel werde durch die zu erwartende Begrenzung der Zuwanderung nach dem Volks-Ja zur Masseneinwanderungsinitiative verschärft, sagte Gähwiler am Montag in Zürich in Gespräch mit den Medien. Die Wirtschaft werde gezwungen sein, mehr auf inländische Arbeitskräfte zu setzen.

Laut Gähwiler könnten Frauen die Lücke zum Teil füllen. Dafür müssten aber mehr Vollzeit arbeiten: «88 Prozent der Frauen in der Schweiz sind berufstätig, das ist viel – aber nur 40 Prozent arbeiten Vollzeit», sagte Gähwiler. Bei den Frauen sei es der Wirtschaft bisher nicht gelungen, das Potenzial auszuschöpfen.

Demographische Faktoren würden ebenfalls zum für die Wirtschaft ungünstigen Fachkräftemangel beitragen. Auf eine Million Personen, die in der Schweiz in den kommenden Jahren in Pension gingen, würden nicht gleich viele Jugendliche in den Arbeitsprozess folgen, sagte Gähwiler.

Angewiesen auf Brain Gain

Die Schweiz als liberale und offene Volkswirtschaft sei auf das Gewinnen von Talenten – den so genanten «Brain Gain» – angewiesen. Die Zuwanderung habe das Land in den letzten Jahren stark vorangebracht, sagte Gähwiler.

In den vergangenen zehn Jahren seien pro Jahr 20’000 Personen mit höherer Berufsbildung, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss eingewandert. Dadurch habe die Schweiz Ausbildungskosten von 6 bis 8 Mrd. Fr. eingespart. Basierend auf Zahlen des Bundesamts für Statistik entspricht dies laut UBS einem Viertel des öffentlichen Schweizer Bildungsbudgets.

«Bildung lohnt sich»

Garant für den Erfolg sei aber auch das duale Bildungssystem, mit den sich die Schweiz von vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften unterscheide. Sorgen macht sich der UBS-Schweiz-Chef, weil mehr und mehr Jugendliche den Weg der Universitätsbildung beschreiten.

Gähwiler vertrat eine ähnliche Ansicht wie vergangene Woche Vertreter des Maschinenbaus und der Elektro- und Metallindustrie, die über mehr und mehr offene Lehrstellen klagten. Das Image der Berufslehre sei trotz vieler Weiterbildungsmöglichkeiten in einigen Teilen der Bevölkerung gesunken, hatte der Präsident des Branchenverbands Swissmem, Hans Hess, gesagt.

UBS-Schweiz-Chef Gähwiler sagte, seine Bank könnte das Kleinkundengeschäft in der Schweiz ohne Absolventen einer Berufslehre nicht betreiben. Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien, würden mit einseitiger Ausrichtung auf die universitäre Ausbildung ungewollt die Jugendarbeitslosigkeit ausweiten.

Eine Aus- und Weiterbildung lohnt sich laut den UBS-Wirtschaftsexperten auf jeden Fall. Finanziell lohne sich die Berufslehre, die Matura, die höhere Berufsausbildung, die Fachhochschule und die Universität nicht nur für den Einzelnen mit Blick auf den Lohn, sondern auch für die Wirtschaft und den Staat, hält die Grossbank in einem Papier fest.

Prognose etwas schwächer

Die Ökonomen der UBS senkten derweil ihre Prognosen für das Schweizer BIP-Wachstum. Die Experten gehen für 2015 von einem Wachstum der Wirtschaft von 2,2 Prozent aus. Bislang stellten sie ein Plus von 2,4 Prozent in Aussicht. Dagegen hält die UBS an ihrer Konjunkturprognose für das laufende Jahr fest.

Geht es nach den Bankökonomen, wird die Wirtschaft 2014 um 2,1 Prozent wachsen. Im ersten Quartal dieses Jahres konnten hohe Bauinvestitionen und ein stärkerer Exportsektor den schwächer wachsenden Privatkonsum ausgleichen.

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