Süditalien ist seit Monaten mit einer massiven Flüchtlingswelle konfrontiert. Seit Jahresbeginn landeten dort 20’500 Bootsflüchtlinge, wie das italienische Innenministerium mitteilte. Im Vergleichszeitraum 2013 waren es zehn Mal weniger gewesen.
In diesem Jahr gab es in Italien bisher 13’000 Asylanträge. Das sind 14’000 Anträge weniger als im gesamten vergangenen Jahr, als es am Ende 27’000 Asylanträge waren.
Die Behörden befürchten, dass die Anzahl der Flüchtlinge bis Jahresende auf 62’000 steigen könnte. Dies war zuletzt im Jahr 2011 der Fall, als wegen des Bürgerkriegs in Libyen und den Unruhen infolge des Arabischen Frühlings die Menschen über Italien nach Europa flüchteten.
In einer Ansprache vor dem Parlament in Rom betonte Innenminister Angelino Alfano: «Immer mehr Menschen sind nicht mehr nur aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie flüchten vor Verfolgung und Kriegen.»
EU zur Unterstützung aufgefordert
Der Einsatz der italienischen Marine (Operation «Mare Nostrum») zur Rettung von Menschenleben im Mittelmeer habe bisher ermöglicht, 19’000 Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen, sagte Alfano. Der Einsatz koste den italienischen Staat neun Millionen Euro pro Monat. Der Innenminister rief die EU zu einem stärkeren Beitrag im Kampf gegen die illegalen Migrationsströme auf.
Die Mission «Mare Nostrum» hatte im Oktober nach zwei Schiffsunglücken vor Lampedusa mit mehr als 360 Toten begonnen. Vier Schiffe patrouillieren täglich den Mittelmeerraum zwischen Sizilien und Libyen zur Rettung der Flüchtlinge. 920 Soldaten beteiligen sich an der Mission.