Der Bundesliga-Boom ist grösser als die Spannung an der Spitze der Weltmeister-Liga. Für Rekordmeister Bayern München gilt auch dieses Jahr: Die Liga ist nicht genug.
Die Hauptfiguren des erfolgreichen deutschen Weltmeisterschafts-Teams von Brasilien bilden auch das Rückgrat des FC Bayern München. Ihr Trainer Pep Guardiola darf seine Ideen unter fast schon paradiesischen Bedingungen entwerfen. Der von Dortmund abgeworbene Bundesliga-Topskorer Robert Lewandowski wird das offensive Spektrum um eine Dimension erweitern.
Weil auch die zweite Garnitur der Superstar-Auswahl mehr Klasse vorzuweisen hat als drei Viertel des übrigen Bundesliga-Tableaus, zeichnet sich ein drittes Meisterschafts-Solo in Folge ab. Angesichts der unvorstellbaren Kader-Breite sollte selbst die aktuelle Verletzungswelle – nach Martinez (Kreuzbandriss) und Thiago (Knie) fällt in der Startphase nun auch noch Schweinsteiger wegen seiner erneut entzündeten Patellasehne aus – keine Panik auslösen.
So viel Geld wie die Bayern verdient keiner
Was Geldeinnahmen betrifft, ist der FCB im eigenen Land konkurrenzlos. Der Branchenprimus setzte im letzten Geschäftsjahr über 430 Millionen Euro um – rund 170 Millionen mehr als Herausforderer Dortmund. Im globalen Vergleich wird der deutsche Umsatzriese nur von Real Madrid und dem FC Barcelona übertroffen.
Von solchem finanziellem Segen kann der BVB nur träumen. Der Club hofft, seine Schaffenskraft durch den Einstieg neuer finanzkräftiger Gross-Sponsoren markant zu erhöhen. Momentan ist die Wasserverdrängung spürbar kleiner. Ciro Immobile ist (noch) kein Faktor im Dortmunder «Gegenpressing». Der Turiner Serie-A-Toptorschütze ist noch nicht vollumfänglich im Ruhrpott angekommen.
Das Klagen der Dortmunder
Jürgen Klopp hat die Standortnachteile in einem ausführlichen Interview mit dem «Kicker» dargelegt: «Wir sind kein Favorit auf irgendwas. Wir haben in jedem Jahr einen Top-Mann verloren.» Ihnen sei nie etwas zugeflogen. Er hält nicht nur ein Monolog der Bayern für möglich, Klopp fürchtet vor allem den Zusammenschluss der Champions-League-Anwärter und gibt an, dass Fussball immer auch heisse: «Probleme lösen.»
Für Dortmunds grossen Rivalen Schalke 04 ist Klopps Anregung bereits bitterer Ernst. Die Schalker stecken mal wieder schon vor dem Auftakt im Schlamassel. Das Ausscheiden in der ersten Runde des DFB-Pokals hat in den Reihen der «Knappen» Aufregung ausgelöst.
Jens Keller ist seit dem 16. Dezember 2012 bei Königsblau Trainer. Immer wieder leistete sich der Champions-League-Teilnehmer gegen Unterklassige Fehltritte. Offenbar gelingt es dem früheren Junioren-Coach nicht, die Spannung konstant hochzuhalten.
Die Schweizer auf dem Böckelberg
Ein weitaus besseres Standing geniesst Lucien Favre am Niederrhein. Kein Borusse käme je auf die Idee, den Romand vor der fünften Saison in Mönchengladbach infrage zu stellen. Er führte den zwischenzeitlich tief gefallenen Verein zum ersten Mal seit 25 Jahren dreimal in Serie unter die Top 8.
70 Prozent der letzten 102 Bundesliga-Partien überstand Gladbach ohne Niederlage. Innerhalb der dreijährigen Erfolgsperiode erspielte sich Favres Equipe ein Torverhältnis von 153:116. Wirtschaftspublikationen schätzen, dass die Borussia ihren Wert innert 36 Monaten auf über 94 Millionen Euro verdreifacht hat.
Für diesen Aufschwung steht Favre. Im Sommer tätigte er mit wenig finanziellem Aufwand vier sehr gute Transfers – Sommer (Basel), Traoré (Stuttgart), Hahn (Augsburg) und Johnson (Hoffenheim) kamen; auch wegen des Systems Favre.
Der HSV will wieder Land sehen
Hamburgs Taumeln soll ein Ende haben. Der HSV wurde einer Frischzellenkur unterzogen. Der neue Sportvorstand mit Dietmar Beiersdorfer ging auf Einkaufstour. Valon Behrami ist einer der neuen HSV-Lohnbezüger. Das nötige Geld stellte der reiche Reeder Klaus-Michael Kühne bereit. Der deutsche Milliardär von der fernen Zürcher Goldküste verwöhnte seine Jugendliebe mit einem (weiteren) Darlehen von 17 Millionen Euro.
Neuer Sportchef und damit Nachfolger des glücklosen Oliver Kreuzer dürfte ein weiterer Ex-Basler werden. Peter Knäbel, derzeit noch technischer Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes und früherer Nachwuchs-Chef des FC Basel, steht kurz vor seinem Wechsel zum HSV.
Paderborn, allein auf weiter Flur
Am unteren Ende der Finanzskala steht der westfälische Zwerg Paderborn. Der 53. Debütant der 1. Bundesliga muss mit knapp 15 Millionen Euro Budget auskommen. Die Trainer-Crew um André Breitenreiter (41) heckt ihren Masterplan im ehemaligen Zimmer des Abwarts einer Turnhalle aus. Das Trainingsmaterial lagert in einer Tiefgarage. Und auf dem rechten Flügel spielt mit Süleyman Koc einer, der letzten Winter erst aus der Haft entlassen worden ist – er war wegen eines Raubüberfalls auf eine Bank verurteilt worden.
1. Runde. Freitag, 22. August, 20.30 Uhr: Bayern München – Wolfsburg. – Samstag, 23. August, 15.30 Uhr: Hoffenheim – Augsburg. Hannover – Schalke. Berlin – Bremen. Frankfurt – Freiburg. Köln – Hamburg. – 18.30 Uhr: Dortmund – Leverkusen. – Sonntag, 24. August, 15.30 Uhr: Paderborn – Mainz. – 17.30 Uhr: Mönchengladbach – Stuttgart.