Menschen auf Dächern, ertrinkende Tiere und unter Wasser stehende Reisfelder: Der Taifun «Koppu» hat im Norden der Philippinen schwere Überschwemmungen ausgelöst. Etwa 70 Dörfer stünden unter Wasser, teilten die Behördenmit. Mindestens 16 Menschen kamen ums Leben.
«Koppu» war am Sonntagmorgen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Stundenkilometern rund 215 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Manila auf der philippinischen Hauptinsel Luzon auf Land getroffen.
Am Montagmittag (Ortszeit) befand sich der Taifun im äussersten Nordwesten von Luzon und bewegte sich in Richtung des Südchinesischen Meers. Es wurde erwartet, dass er mit abgeschwächten Windgeschwindigkeiten erneut auf Luzon treffen und die Philippinen erst am Mittwoch verlassen würde.
Nach Angaben von Nigel Lontoc, dem Vizechef der regionalen Zivilschutzbehörde, standen etwa 70 Dörfer unter Wasser. Vermutlich sässen dort mehrere tausend Menschen fest.
Betroffene kaum zu erreichen
«Das Wasser steigt schnell, und es sind Menschen auf den Dächern», fügte Lontoc hinzu. Das Wasser stehe so hoch, dass Militärjeeps nicht mehr hindurchfahren könnten. Die Armee setze Schlauchboote ein. Neben Soldaten versuchten freiwillige Helfer, in Booten zu den in Not geratenen Menschen zu gelangen.
Manche riefen über Handy und den Kurznachrichtendienst Twitter um Hilfe. «Meine Familie sitzt fest, bitte helfen!», twitterte ein Nutzer und stellte eine Strassenkarte dazu.
Mindestens 16 Menschen kamen ums Leben. Mehrere wurden von umstürzenden Bäumen oder Wänden erschlagen, darunter ein 14-jähriger Junge. Andere ertranken, wurden unter einem Erdrutsch begraben oder erlitten einen Stromschlag.
Unter den Opfern waren sieben Insassen einer Fähre, die am Sonntag vor der Ostküste der Insel Luzon gekentert war, wie die Behörden am Montag mitteilten. Die Behörden rechneten mit weiteren Opfern.
Hauptstrasse als Sammelpunkt
Der Regen traf einige der wichtigsten Landwirtschaftsgebiete der Philippinen heftig. «Das ist die schlimmste Überschwemmung, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe», sagte der 68-jährige Bauer Reynaldo Ramos, während er in der zwei Autostunden von Manila entfernten Ortschaft Santa Rosa durch das Hochwasser watete.
An einer Hauptstrasse in Santa Rosa, auf der 200 Menschen am Sonntagabend Zuflucht gesucht hatten, säumten Wasserbüffel, Schweine, Ziegen, Hunde sowie Waschmaschinen und Möbel den Strassenrand. Zwei Männer schoben ihre Schweine auf Innenschläuchen von Lastwagenpneus durch das Wasser.
«Haben nicht damit gerechnet»
«Das Wasser kam ganz plötzlich», sagte der 27-jährige Jun Paddayuman und zeigte auf sein bis zum Dach unter Wasser stehendes Haus. «Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet.» Er habe sich mit seiner hochschwangeren Frau und dem dreijährigen Sohn auf der Landstrasse in Sicherheit gebracht, sagte Paddayuman. Er habe Tiere gesehen, die vom Wasser weggeschwemmt wurden.
Wegen des Wirbelsturms hatten sich auf Luzon am Wochenende mindestens 23’000 Menschen in Sicherheit gebracht. Die aus 1700 Inseln bestehenden Philippinen haben jedes Jahr mit rund 20 heftigen Stürmen zu kämpfen. Im Jahr 2013 riss der Taifun «Haiyan» – der schlimmste seit Menschengedenken – mehr als 7350 Menschen in den Tod und zerstörte mehrere Städte.