Ugandischer Rebellenkommandant plädiert in Den Haag auf unschuldig

Im Kriegsverbrecherprozess gegen den ugandischen Rebellenkommandanten Dominic Ongwen hat der Angeklagte zu Prozessbeginn auf unschuldig plädiert. Ihm werden Kriegsverbrechen und massenhafte Ausbeutung von Kindern vorgeworfen.

Dominic Ongwen, eingerahmt von zwei Bewachern, auf der ICC-Anklagebank (Bild: sda)

Im Kriegsverbrecherprozess gegen den ugandischen Rebellenkommandanten Dominic Ongwen hat der Angeklagte zu Prozessbeginn auf unschuldig plädiert. Ihm werden Kriegsverbrechen und massenhafte Ausbeutung von Kindern vorgeworfen.

«Im Namen Gottes weise ich alle Anschuldigungen mit Bezug auf den Krieg in Norduganda zurück», sagte der frühere Kommandant der ugandischen Rebellenorganisation Lord’s Resistance Army (LRA – Widerstandsarmee des Herrn) vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag, wo sich Ongwen seit Dienstag verantworten muss.

Dem einstigen Kindersoldaten werden in 70 Anklagepunkten unter anderem Vergewaltigung und die Entführung von Kindern vorgeworfen, die als Kindersoldaten oder Sexsklavinnen missbraucht wurden. Bislang beispiellos in der ICC-Rechtsprechung sind zudem Vorwürfe der Zwangsverheiratungen und Zwangsschwangerschaften.

Verbrechen eingeräumt

«Ich bin nicht die LRA. Die LRA ist Joseph Kony, der der Anführer ist», sagte Ongwen. «Die LRA hat Menschen entführt. Die LRA hat sie getötet.» Der 41-jährige Angeklagte räumte jedoch ein, einer derjenigen gewesen zu sein, die «Verbrechen begingen».

Zwischen 2001 und 2005 soll Ongwen als LRA-Kommandant zudem für zahlreiche Angriffe in Norduganda verantwortlich gewesen sein. Auf seinen Befehl hin sollen laut Anklage Zivilisten getötet oder bestialisch verstümmelt worden sein.

Die christlich-fundamentalistische LRA wird beschuldigt, seit dem Beginn ihrer Rebellion 1987 mehr als 100’000 Menschen getötet und 60’000 Kinder verschleppt zu haben.

Mehr als 4000 Opfer nehmen an dem Prozess gegen Ongwen teil. Opfer haben im Vorfeld Zeugnis abgelegt von sadistischen Initiationsriten, mit denen sich die LRA Kindersoldaten gefügig gemacht haben soll. So sollen die Minderjährigen gezwungen worden sein, Angehörige und Freunde zu Tode zu beissen und zu schlagen sowie das Blut der Ermordeten zu trinken.

Ongwen, Sohn eines ugandischen Lehrers, wurde selbst als Kind auf dem Schulweg entführt und erlebte mutmasslich ähnliche Schrecken als Kindersoldat, eher er in die LRA-Führung aufstieg.

Dutzende Zeugen

Die Anklage will 74 Zeugen aussagen lassen, darunter frühere Kindersoldaten. Rund 5800 Beweisstücke sollen vorgebracht werden, dazu zählen Fotos, Videos und Aufzeichnungen von mitgehörtem Funkverkehr.

Die Verteidigung will sich unter anderem darauf stützen, dass Ongwen mit seiner Vergangenheit als Kindersoldat unter dem posttraumatischen Stress-Symptom leidet und stets in der Angst gehandelt habe, von Kony getötet zu werden.

Ongwen war ein Stellvertreter von Kony, der noch immer flüchtig ist. Ongwen hatte sich 2015 nach zehn Jahren auf der Flucht der Justiz gestellt.

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