FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness hat laut der «Süddeutschen Zeitung» nicht Schwarzgeld in die Schweiz geschafft. Er habe aber versteuertes Geld in Millionenhöhe bei einer Zürcher Bank angelegt, ohne dem deutschen Fiskus die anfallende Kapitalertragssteuer zu zahlen.
Hoeness habe dem Fiskus unterdessen drei Millionen Euro an Steuern und Zinsen nachgezahlt, berichtete die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf Justizkreise weiter. Das lasse auf einen Gewinn von sechs Millionen Euro und ein Vermögen von 18 bis 20 Millionen Euro schliessen.
Hoeness hofft nun offenbar, dank seiner Selbstanzeige um eine Strafe herumzukommen. Ob dies funktioniert, hänge davon ab, ob Hoeness «wirklich alles» auf den Tisch gelegt habe, sagte der Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, der «Passauer Neuen Presse».
Vorerst keine Einzelheiten
Die Münchner Staatsanwaltschaft ist am Ermitteln. «Gegenstand des Ermittlungsverfahrens ist die Prüfung der Wirksamkeit und Vollständigkeit der Selbstanzeige», sagte ein Sprecher der Behörde am Montag. «Weitere Einzelheiten sowohl zum Gang als auch zum Inhalt des Ermittlungsverfahrens werden derzeit nicht gemacht.»
Auch Hoeness selbst will weiterhin vorerst nichts zu seinem Fall sagen: «Ich werde einige Wochen ins Land ziehen lassen, ehe ich mich äussere», sagte er dem «Münchner Merkur». Er kündigte juristische Schritte gegen einzelne Medien wegen «ihrer Exzesse in der Berichterstattung» an. Einen Rücktritt als FC-Bayern-Präsident lehnt Hoeness ab.
Die Affäre war am Wochenende durch einen «Focus»-Bericht bekannt geworden. Demnach reichte Hoeness im Januar Selbstanzeige wegen eines Kontos in der Schweiz ein.
Angeblich bei Bank Vontobel
Laut der «Süddeutschen Zeitung» handelt es sich um ein Konto bei der Privatbank Vontobel in Zürich. «Wir können behauptete Geschäftsbeziehungen mit der Bank aus gesetzlichen Gründen bekanntlich weder bestätigen noch dementieren», sagte Vontobel-Sprecher Reto Giudicetti am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Die Bank Vontobel begrüsse es, dass deutsche Staatsbürger den eigenverantwortlichen Weg in die Steuertransparenz über eine Selbstanzeige suchten – gerade weil Vontobel auf die Zusammenarbeit mit steuerehrlichen Kunden ausgerichtet sei.
So erstelle man insbesondere für die bestehende deutsche Klientel ausnahmslos die vom deutschen Fiskus geforderten Steuerunterlagen und -belege. Es gelte in diesem Zusammenhang aber festzuhalten, dass letztlich die Kunden selbst ihrer Steuerpflicht bzw. der Deklaration ihrer Vermögenswerte nachkommen müssten.
Neuer Streit um Steuerabkommen
In Deutschland hat der Fall Hoeness den Streit um den Umgang mit Steuerflüchtlingen in der Schweiz weiter angeheizt. Finanzpolitiker der schwarz-gelben Koalition verteidigten am Montag ihre ursprünglichen Pläne für ein Steuerabkommen mit der Schweiz.
Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans wertete die Affäre als Bestätigung für die SPD-Linie im Streit um das Steuerabkommen mit der Schweiz. Hoeness «hätte sein Schwarzgeld mit einem Sonderrabatt weisswaschen und in der Anonymität versteckt bleiben können», sagte der Minister den «Ruhr Nachrichten».