Sieben von zehn Menschen in der Schweiz wollen pro Jahr höchstens 650’000 Lastwagenfahrten durch die Alpen zulassen, wie es das Verlagerungsziel ab 2018 vorsieht. 10 weitere Prozent finden, dass es sogar noch weniger Fahrten sein sollten.
Zusammengezählt 13 Prozent wollen dagegen kein Verlagerungsziel respektive mehr Fahrten zulassen. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag der Alpen-Initiative hervor, die am Donnerstag in Bern präsentiert wurde. In den Gotthardkantonen Uri und Tessin lag die Zustimmung zum Verlagerungsziel bei 90 Prozent.
Zum Thema machen
«Viel deutlicher kann nicht mehr signalisiert werden, dass die zuständigen Behörden nach Jahren des Schönredens und Ausweichens endlich tätig werden sollen», sagte Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, laut Redetext in Bern. Verkehrsministerin Doris Leuthard müsse dieses Anliegen jetzt zu ihrem Thema machen.
Im Verlagerungsgesetz, das auf Grund der 1994 von Volk und Ständen gutgeheissenen Alpen-Initiative ausgearbeitet wurde, sind als Ziel der Verlagerung ab 2018 höchstens 650’000 Camion-Fahrten durch die Alpen gesetzt.
2015 wurden allerdings 1,01 Millionen alpenquerende Fahrten von Lastwagen gezählt, 2,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Dagegen legte die Bahn beim Güterverkehr zu, zum vierten Mal in Folge.
Der Bundesrat wies einmal mehr darauf hin, dass sich das Ziel von noch 650’000 Fahrten im Jahr 2018 mit den bestehenden Instrumenten nicht erreichen lasse. Die Verkehrskommission des Nationalrates ist der Meinung, dass am Verlagerungsziel nicht gerüttelt werden sollte. Vorschläge, es anzupassen, lehnte sie ab.
In der Umfrage sprachen sich 68 Prozent für zusätzliche Massnahmen aus, um die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Alpen zu senken, 26 Prozent waren dagegen. Im vergangenen Dezember hatte die Alpen-Initiative zehn Massnahmen gefordert, darunter eine Alpentransitabgabe für den Schwerverkehr.
Verbindliche CO2-Grenzwerte
Vier von fünf Befragte wünschen sich zudem verbindliche Grenzwerte für den CO2-Ausstoss von Lastwagen – auch diese Forderung steht im Katalog der Alpen-Initiative. In der Westschweiz befürworteten 85 Prozent diese Begrenzung, im Tessin 90 Prozent.
«Es geht uns um die Gesundheit der Menschen, denn insbesondere Kinder und Betagte leiden an den Folgen der schlechten Luft», sagte Marina Carobbio Guscetti, Vizepräsidentin der Alpen-Initiative und Tessiner SP-Nationalrätin, gemäss Redetext.
Die laut Alpen-Initiative repräsentative Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut DemoScope im Januar durchgeführt. Befragt wurden 1409 Personen.