Fast drei Stunden Liebeslieber in Lederhosen: Österreichs selbst ernannter «Volks-Rock’n’Roller» Andreas Gabalier gab beim Tournee-Auftakt in Mannheim alles. «Wahnsinn, danke – das fühlt sich an wie eine grosse Familie», rief er am Ende den mehr als 2200 Besuchern zu.
Zuvor gab’s einen Parforceritt durch seine bisherige Karriere. Beim Höhepunkt, dem Mundart-Stimmungshit «Hulapalu», stand die Halle Kopf. Zu Beginn seiner Unplugged-Tournee, die Gabalier unter anderem am 31. März ins KKL Luzern führt, überwiegen aber die leisen Töne.
Schnulzen wie «I sing a Liad für di» befestigen seinen Ruf als Stimmungssänger mit Quetschkommode. Beim seelenvollen Akustik-Gig der Unplugged-Reihe stehen ruhigere Nummern in klassischer Vertonung im Vordergrund («So liab hob i di» und «Amoi seg‘ ma uns wieder»).
«Home Sweet Home» zeigt einen erstaunlichen Stimmenumfang. Manche Lieder wirken hingegen verkrampft, etwa «You can’t always get what you want» – der Rolling-Stones-Song ertrinkt in einem Arrangement aus Gitarrensolo, Mundharmonika und Streichern.
Im Zuschauerraum wirkt die Szenerie an diesem Abend ein wenig wie ein Alpauftrieb. Viele Zuschauer tragen Tracht: Lederhosen oder Dirndl. Es dominiert das Kleinkarierte – in Rot und Weiss.
«Ich weiss, dass ich polarisiere», sagte der Sänger am Rande der Auftritts der Deutschen Presse-Agentur. «Meine Musik transportiert ein Lebensgefühl, eine Flucht aus dem Alltag und eine Entschleunigung, nach der sich viele sehnen.»
Und wenn der «Volks-Rock’n’Roll» aus der Alpenrepublik eines Tages nicht mehr funktioniert? «Ich war auch schon Bademeister und Skilehrer», kokettiert der Sänger. Vorher strebt er aber für September sein nächstes Projekt an: ein Open-Air-Konzert am legendären Hockenheim-Ring für rund 100’000 Zuschauer. Das sei schon «ein wenig Grössenwahn», räumt Gabalier ein.