Der französische Strafverteidiger Jacques Vergès, der unter anderem Slobodan Milosevic und Klaus Barbie verteidigte, ist tot. Der umstrittene Rechtsanwalt mit dem Übernamen «Advokat des Teufels» starb am Donnerstagabend im Alter von 88 Jahren in Paris.
Vergès war vor einiger Zeit gestürzt und hatte sich davon nicht mehr erholt, wie der Präsident der französischen Anwaltsvereinigung, Christian Charrière-Bournazel, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Nach Angaben des Verlags Pierre-Guillaume, der im Februar die Memoiren des Anwalts veröffentlicht hatte, starb Vergès an einem Herzstillstand.
Vergès, der 1925 im heutigen Thailand geboren wurde, übernahm während seiner langen Karriere als Anwalt immer wieder spektakuläre und als aussichtslos geltende Mandate. Unter anderem verteidigte er den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie.
Zu Vergès‘ Klienten zählte auch der venezolanische Terrorist Ilich Ramírez Sánchez, besser bekannt als «Carlos». Ausserdem verteidigte der streitbare Jurist Khieu Samphan, einen hohen Funktionär der Roten Khmer in Kambodscha, den jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic, Mitglieder verschiedener linksextremer Gruppierungen, palästinensische Terroristen und Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein.
Bunter Lebenslauf
Seine Kindheit verbrachte Vergès grösstenteils im französischen Überseegebiet La Réunion. Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich mit 17 Jahren französischen Widerstandskämpfern an und trat später in die Kommunistische Partei Frankreichs ein.
In den 50er-Jahren lebte Vergès zunächst in Prag, bevor er 1955 sein Rechtsstudium in Paris begann. Er war ein militanter Gegner des französischen Kolonialismus und heiratete 1962 die algerische Unabhängigkeitskämpferin Djamila Bouhired, die wegen Bombenanschlägen zunächst zum Tode verurteilt, dann aber freigelassen wurde.
«Hätte auch Hitler verteidigt»
Als Verteidiger suchte der als selbstverliebt verschrieene Vergès stets die Konfrontation und machte sich mit seiner provokativen Art viele Feinde. Im Barbie-Prozess erwiderte er, als Widerstandskämpfer vom Lächeln des Gestapo-Chefs von Lyon beim Foltern berichteten, dies sei ein Zeichen für dessen «Höflichkeit». «Ich hätte Hitler verteidigt», sagte er einmal.
«Er war ein umstrittener, aber gleichzeitig bewunderter Mann», kommentierte der Präsident des nationalen Dachverbands der Rechtsanwaltskammern, Charrière-Bournazel, am Freitag. Seine Unabhängigkeit, sein Mut und sein Talent hätten beeindruckt.