Der Umweltverband Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) hat bei der A9-Baustelle bei Visp massiv höhere Quecksilberbelastungen gemessen, als der Kanton Wallis Ende April veröffentlichte. Die AefU fordert vom Kanton zusätzliche Untersuchungen.
In zwei Proben von Bodenmaterial, das für den Bau der neuen Baltschieder-Brücke ausgehoben worden war, fand die AefU Quecksilberbelastungen von 3200 und 3500 Milligramm pro Kilogramm, wie der Umweltverband am Mittwoch mitteilte.
Der Kanton Wallis hatte Ende April eine Höchstkonzentration von 1500 mg/kg angegeben und in der Medienmitteilung bereits von einer «extrem hohe Quecksilberbelastung» gesprochen. Nach Angaben der AefU wurde das gefährliche Material ohne Schutz der Arbeiter ausgehoben.
Material für Beton verwendet
Danach sei es monatelang ungeschützt unter freiem Himmel neben Wohnhäusern herumgelegen und dabei Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Erst vor kurzem sei das Bodenmaterial abgedeckt und zur Entsorgung nach Deutschland abtransportiert worden.
Zudem wies die AefU gemäss eigenen Analysen auch im Beton, der für den Neubau der Baltschiederbrücke abgespitzt wurde, 1,7 mg/kg Quecksilber nach. Dies bedeute, dass belastete Sedimente aus dem Grossgrundkanal auch als Rohstoff für Beton verarbeitet worden seien.
Der Fall Lonza erhalte damit eine zusätzliche Dimension. Der Umweltverband stellt die Frage, wo überall mit Quecksilber belasteter Beton verbaut wurde und fordert vom Kanton eine systematische Untersuchung von Betonbauten.
Ausmass umstritten
Die Umweltorganisation AefU engagiert sich seit längerem im Fall der Quecksilberbelastung in Visp. Sie schätzt die Quecksilberemissionen der Lonza zwischen 1930 bis 1976 auf rund 200 Tonnen.
Die Lonza sprach zunächst von 28 Tonnen Quecksilber, die in den Grossgrundkanal abgeleitet wurden. Ende Februar korrigierte das Chemieunternehmen die Zahl nach oben auf 50 Tonnen.
Anfang Mai gab der Kanton bekannt, das mindestens 13 Wohnparzellen beim Grossgrundkanal saniert werden müssen, weil die Quecksilberbelastung im Boden über dem Grenzwert von 5 mg/kg liegt. Was mit weniger stark verschmutzten Parzellen passiert, ist noch unklar.