Unaufmerksamkeit oder ein Schwächeanfall des Chauffeurs sind die wahrscheinlichsten Ursachen des Carunfalls in Siders VS vor über einem Jahr. Laut dem ermittelnden Schweizer Staatsanwalt Olivier Elsig lässt das letzte nun vorliegende Gutachten diesen Schluss zu.
Elsig reiste am Montag nach Belgien, um die Familien über die Zusatzgutachten des Universitätszentrums für Rechtsmedizin Lausanne-Genf zu informieren. Demnach kommen als wahrscheinlichste Unfallursachen eine Unachtsamkeit oder ein Schwächeanfall des Chauffeurs in Frage.
Da beides ausschliesslich den Chauffeur betrifft, wird eine Einstellung des Verfahrens in Erwägung gezogen, wie die Walliser Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte.
Die Gutachter stellten fest, dass die beim Chauffeur am Tag nach dem Unglück diagnostizierte Erkrankung des linken Herzkranzgefässes bei jungen Männern eher selten ist. Sie könne einen akuten Herzinfarkt, eine Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen verursachen.
Dies hätte zu einem Unwohlsein und in der Folge zu einem Verlust der Herrschaft über das Fahrzeug führen können, was aber nachträglich unmöglich festzustellen sei.
Antidepressivum mit Tätigkeit vereinbar
Wenig wahrscheinlich ist es laut dem Gutachten auch, dass das Antidepressivum, das der Chauffeur einnahm, dessen Fahrunfähigkeit eingeschränkt hat. Der Chauffeur habe das Medikament seit nahezu zwei Jahren eingenommen und die Dosis Anfang 2012 im Hinblick auf eine spätere gänzliche Einstellung halbiert. Die tägliche Einnahme von Paroxetin sei gemäss einschlägigen französischen Richtlinien mit der Tätigkeit eines Berufschauffeurs vereinbar.
Beim Unfall am 13. März 2012 im Tunnel der Autobahn A9 bei Siders verloren 22 Kinder und sechs Erwachsene ihr Leben. Weitere 24 Kinder wurden teilweise schwer verletzt. Ein belgischer Reisecar war frontal in eine Nothalte-Nische des Tunnels geprallt.