Bei der Neuauszählung der Stimmen zur Präsidentschaftswahl in Afghanistan ist es zu einer weiteren Verzögerung gekommen. Die Abgesandten von Abdullah Abdullah, der laut der ersten Auszählung unterlag, erschienen am Samstag nicht zu dem vereinbarten Auszählungstermin.
Ein Sprecher Abdullahs sagte zur Begründung, seine Delegation wolle Kriterien durchsetzen, mit denen möglichst viele Stimmen als ungültig gewertet würden.
Es geht um eine neuerliche Auszählung aller mehr als acht Millionen Stimmen der Stichwahl vom 14. Juni. Der ehemalige Aussenminister Abdullah hatte geltend gemacht, dass der frühere Finanzminister Aschraf Ghani durch Fälschungen «im industriellen Ausmass» begünstigt worden sei.
Die politische Lage in Afghanistan ist seit Wochen angespannt. In der ersten Wahlrunde Anfang April hatte Abdullah noch deutlich vor Ghani gelegen. Unter Vermittlung von US-Aussenminister John Kerry einigten sich die beiden Politiker Mitte Juli auf eine vollständige Neuauszählung aller Stimmen, stritten danach aber weiter über das genaue Vorgehen.
Der scheidende Staatschef Hamid Karsai hatte bei der Wahl nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten dürfen. Die ursprünglich für den 2. August geplante Amtseinführung seines Nachfolgers wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.