Der ungarische Präsident Pal Schmitt lehnt nach der Aberkennung seines Doktortitels einen Rücktritt ab. Er sehe „keinen Zusammenhang“ zwischen der Plagiatsaffäre und seinem Amt, sagte Schmitt am Freitag im ungarischen Fernsehen.
Seine Doktorarbeit bezeichnete er als „ehrliches Werk“, das er nach bestem Wissen und Gewissen verfasst habe. Den Verlust seines Titels erkenne er an, sagte Schmitt bei seinem mit Spannung erwarteten Fernsehauftritt. Jedoch entspreche seine Arbeit „den vor 20 Jahren gültigen Regeln“.
„Ich habe noch genügend Energie“, sagte der 69-Jährige und kündigte an, „im Alter von 70 Jahren“ noch einmal zu promovieren, „um zu beweisen, dass ich dazu in der Lage bin“.
Die Aberkennung des Doktortitels war am Donnerstag von den Gremien der Semmelweis-Universität in Budapest beschlossen worden. Die ungarische Opposition forderte daraufhin einstimmig Schmitts Rücktritt. Regierungschef Viktor Orban sagte im Radiosender MR1, die Entscheidung über einen Rücktritt liege „ausschliesslich“ bei Schmitt.
Termine abgesagt
Die von Schmitt vorgelegte Doktorarbeit aus dem Jahr 1992 befasst sich mit der Geschichte der Olympischen Spiele. Die ungarische Wirtschaftswochenzeitung „HVG“ hatte im Januar enthüllt, dass der grösste Teile der Dissertation aus einer Übersetzung einer Arbeit des bulgarischen Experten und Diplomaten Nikolaj Georgiew aus den 1980er Jahren abgeschrieben worden war.
Eine Expertenkommission bestätigte den Befund, dass Schmitt seine Dissertation zum grossen Teil abgeschrieben hatte. Schmitt war am Donnerstag von einem Besuch in Südkorea zurückgekehrt, vermied aber zunächst jeden Kontakt mit den Medien.
Nach der Aberkennung seines Doktortitels sagte der Staatspräsident am Freitag sämtliche Termine ab. Das teilte das Präsidialamt am Morgen in Budapest mit. Schmitt hätte unter anderen den slowenischen Aussenminister Karl Erjavec empfangen und am Abend in Wien eine Kunstausstellung eröffnen sollen. Die Absagen hatten Spekulationen um einen möglichen Rücktritt Schmitts weiter angeheizt.