Uni Zürich plant weitere Gentech-Versuche im Freiland

Die Universität Zürich will ab 2014 erneut Versuche mit gentechnisch verändertem Weizen durchführen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Sie hat dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) ein entsprechendes Gesuch eingereicht.

Versuche mit Gentech-Weizen (Archiv) (Bild: sda)

Die Universität Zürich will ab 2014 erneut Versuche mit gentechnisch verändertem Weizen durchführen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Sie hat dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) ein entsprechendes Gesuch eingereicht.

Die Feldversuche sind wie frühere Tests auf einem Versuchsfeld der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope im Reckenholz in Zürich-Affoltern geplant. Wie Agroscope mitteilte, wird ein rund drei Hektaren grosses Versuchsareal eingerichtet.

Agroscope ist für die technische Sicherheit verantwortlich und wird die agronomische Betreuung sowie die technische und wissenschaftliche Begleitung sicherstellen.

Gibt das BAFU seine Einwilligung, so erfolgt die erste Aussaat im Frühling 2014. Erste Erkenntnisse erwartet die Uni zwei Jahre später. Neben Weizen kommt laut Agroscope auch der Anbau weiterer Kulturpflanzen in Frage – etwa von Kartoffeln. Hier geht es um die Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule.

Greenpeace kündigt Gegenmassnahmen an

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace lehnt den neuerlichen Gentech-Feldversuch klar ab, wie sie in einem Communiqué schreibt. Die Auswirkungen von Gentech-Produkten auf die Gesundheit von Mensch und Tier seien nach wie vor nicht geklärt. Gentech-Pflanzen seien Teil einer industriellen Landwirtschaft, „die nicht zukunftstauglich ist“.

Wie die Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Marianne Künzle zur Nachrichtenagentur sda sagte, werde man nun das Dossier zum geplanten Versuch genau studieren und „Massnahmen prüfen“. Selbstverständlich werde sich Greenpeace weiterhin „für eine gentechfreie Schweiz einsetzen“, so Künzle.

Besserer Mehltau-Schutz

Mit dem Weizen-Versuch will ein Uni-Forscherteam um Beat Keller herausfinden, wie sich neu entwickelte Weizenlinien mit einer verbesserten Resistenz gegen die Pilzkrankheit Mehltau verhalten, so die Uni-Mitteilung. Die Wissenschaftler visieren einen Schutz des Weizens gegen möglichst viele Varianten des Krankheitserregers an.

Der ab kommendem Frühling vorgesehene Versuch ist eine Fortsetzung der Freilandversuche von 2008 bis 2010 im Reckenholz. Sie waren Teil des Nationalen Forschungsprogramms „Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen“ (NFP 59). Weitere Versuche wurden in Pully VD durchgeführt.

Zerstörungsaktionen

Die Feldversuche wurden von vehementen Protesten begleitet. Gentech-Gegner hatten rund drei Viertel des Zürcher Versuchsfeldes zerstört. Mehrere Aktivisten wurden vorübergehend inhaftiert. In Pully wurde ein Versuchsfeld mit einer mysteriösen Flüssigkeit besprüht.

Nach den Vandalenakten wurden die Sicherheitsvorkehrungen im Reckenholz erhöht, wie Agroscope-Sprecherin Denise Tschamper gegenüber der sda sagte. Für den kommenden Feldversuch plane man die Sicherheitsmassnahmen „analog zu den letzten Versuchen“.

Unterschiedliche Forschungsergebnisse

Zwei im Jahr 2010 veröffentlichte NFP-59-Studien belegten, dass Weizen, der im Hinblick auf eine Mehltau-Resistenz gentechnisch verändert war, weder Fliegenlarven noch Blattläuse beeinträchtigte. Auch deren Nachkommen wiesen keine Veränderungen auf.

In einer 2012 veröffentlichten Arbeit legten dagegen Forschende der ETH Zürich dar, dass gentechnisch veränderter Mais nicht nur Schädlingen, sondern auch Nützlingen schaden kann: Der Giftstoff Bt-Toxin töte nicht nur Schädlinge wie den Maiszünsler ab, sondern erhöhe auch die Sterblichkeit von Marienkäfern, hiess es. Diese nützen dem Mais, weil sie Blattläuse und dergleichen fressen.

Die ersten Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen wurden in den 1990-er Jahren durchgeführt. 1991 und 1992 experimentierte die Agroscope-Forschungsanstalt Changins in Nyon VD mit Kartoffeln. 2004 baute die ETH Zürich in Lindau ZH pilzresistenten Weizen an. Auch damals traten Gegner gegen den Versuch an.

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