UNICEF prangert alltägliche Gewalt gegen Kinder an

Schläge, Vergewaltigungen und Essensentzug. Weltweit sind Kinder im Alltag einem erschreckenden Ausmass an körperlichen, sexuellen und seelischen Misshandlungen ausgesetzt. Dies sagt das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Weltweit sind Kinder Misshandlungen ausgesetzt (Symbolbild) (Bild: sda)

Schläge, Vergewaltigungen und Essensentzug. Weltweit sind Kinder im Alltag einem erschreckenden Ausmass an körperlichen, sexuellen und seelischen Misshandlungen ausgesetzt. Dies sagt das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

In vielen Fällen würden Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde und Mitschüler systematisch Gewalt ausüben, ohne dies bedenklich zu finden. Dies sei das Ergebnis «der bis heute umfassendsten Datensammlung zu Gewalt gegen Kinder» in 190 Ländern, schreiben die Experten von UNICEF.

Körperliche Züchtigung, sexuelle Gewalt und selbst tödliche Übergriffe sind demnach in vielen der untersuchten Länder noch immer an der Tagesordnung. Dennoch würden das Leid der Kinder und die teils lebenslangen Folgen vielfach verdrängt oder übersehen.

Etwa 60 Prozent aller Kinder zwischen 2 und 14 Jahren werden dem Bericht zufolge regelmässig geschlagen. Jedes sechste Kind erfahre die gefährlichste Form solcher Bestrafungen – Schläge auf den Kopf oder besonders harte Schläge.

Etwa jedes zehnte Mädchen werde mindestens einmal im Leben zum Geschlechtsverkehr gedrängt oder gezwungen. Auch Knaben werden Opfer sexueller Gewalt, allerdings seltener.

Die Täter sind in aller Regel vorab bekannte Menschen. Gerade in afrikanischen Ländern sei die Zahl sehr hoch, aber auch in der Schweiz und in den USA hätten Studien erschreckende Daten ergeben. UNICEF zählt auch zu sexueller Gewalt, wenn Jugendliche von anderen im Internet gedemütigt werden. Ferner sei jeder dritte Schüler weltweit regelmässigem Mobbing ausgesetzt.

Gewalterfahrungen haben Folgen

Regelmässiger Gewalt ausgesetzte Heranwachsende haben laut UNICEF nicht nur häufiger Lernprobleme, entwickeln ein geringeres Selbstvertrauen und leiden öfter unter Depressionen – sie neigten auch besonders stark dazu, sich später in Konflikten mit ihren eigenen Kindern oder Partnern ähnlich zu verhalten.

Allein im Jahr 2012 wurden den Angaben zufolge weltweit rund 95’000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren ermordet, die meisten davon in Entwicklungs- und Schwellenländern, vor allem in Lateinamerika und der Karibik.

Schläge als Erziehungsmethode

Laut UNICEF sind zudem drei von zehn Erwachsenen weltweit der Meinung, dass körperliche Züchtigung zur Erziehung gehöre, um ein Kind zu disziplinieren. In Ländern wie Ägypten, dem Jemen und im Tschad würden sogar 40 Prozent der Kinder mit Prügel bestraft.

Die Hälfte aller Mädchen und jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren sind der Meinung, dass ein Ehemann oder Partner berechtigt ist, seine Frau gelegentlich zu schlagen. Daten aus 30 Ländern dokumentieren, dass sieben von zehn Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt waren, niemals Hilfe gesucht haben.

UNICEF rief dazu auf, gerade Eltern mit geringem Bildungsstand besser aufzuklären und das Selbstbewusstsein von Kindern gezielt zu stärken. Auch die Gesetzgeber stünden in der Pflicht, durch Rechtsreformen wirksamen Kinderschutz zu gewährleisten.

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