Jedes Jahr werden Zehntausende Kinder als Soldaten rekrutiert und zum Kämpfen gezwungen. Auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) missbrauche Minderjährige in Syrien und Irak als Kindersoldaten – manche von ihnen seien erst acht Jahre alt, müssten Hinrichtungen mitansehen oder sie selbst vornehmen.
Das berichtete das UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) in Köln zum Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Zur Zahl der insgesamt betroffenen Buben und Mädchen gibt es unterschiedliche Schätzungen, einige gehen von rund 250’000 Kindern aus.
Sie sind UNICEF zufolge in 18 Ländern im erzwungenen Einsatz – darunter in Afghanistan, Jemen, Somalia, Sudan, Syrien, Irak, Mali, Kolumbien oder in der Zentralafrikanischen Republik.
Milizen und Armee müssten den Missbrauch stoppen und alle Minderjährigen demobilisieren, fordert die UNO-Organisation. Die Verbrechen sollten systematisch dokumentiert, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
«Zurzeit sind so viele Kinder von bewaffneten Konflikten betroffen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr», sagte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. Die minderjährigen Soldaten würden zu Zielscheiben und zugleich zu Tätern gemacht. Eine Flut von buchstäblich «kinderleicht» zu bedienenden Kleinwaffen fördere die Rekrutierung.
Nicht nur als Kämpfer eingesetzt
Der Missbrauch der Minderjährigen in bewaffneten Konflikten ist drastisch und brutal: «Häufig entführen Milizen gewaltsam Mädchen und Buben und zwingen sie, als Kämpfer oder Selbstmordattentäter, aber auch als Boten, Köche, Sanitäter oder Sexsklaven für sie zu arbeiten.»
Aber auch Armut und Arbeitslosigkeit könnten Kinder oder ihre Eltern dazu bringen, sich Milizen anzuschliessen. Aus Sicht der bewaffneten Gruppen seien Kinder die «preiswertere Alternative zu erwachsenen Soldaten», gehorsam und leicht zu manipulieren.
UNICEF sieht aber auch Fortschritte: So konnten mit Hilfe des UNO-Kinderhilfswerks seit 1998 mehr als 100’000 Kinder und Jugendliche «demobilisiert» werden. 2014 habe es Erfolge gegeben, etwa im Südsudan oder in Myanmar.
Die Kinder haben oft jahrelang Brutalität erlebt, sind schwer traumatisiert, brauchen medizinische und psychologische Hilfe. Ihre Familien und Dörfer müssten bei ihrer Wiedereingliederung unterstützt werden. Schul- und Ausbildungsprogramme seien nötig – ein langwieriger Prozess.
Weltweit verboten und doch verbreitet
Die Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren als Soldaten gilt als Kriegsverbrechen. Buben und Mädchen unter 18 Jahren dürfen nicht gegen ihren Willen eingezogen werden oder an Kampfhandlungen teilnehmen.
Das entsprechende UNO-Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention trat am 12.2.2002 in Kraft, seitdem begehen die Vereinten Nationen jedes Jahr am 12. Februar den Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Es gab bereits Verurteilungen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Rekrutierung und Einsatzes von Kindersoldaten.