Das Grenzwachtkommando Basel zieht Bilanz und äussert sich zum gegenwärtigen Einkaufstourismus. Doch nicht nur Fleisch, auch Schildkröten wurden im vergangenen Jahr geschmuggelt.
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses und die Tramlinie 8 nach Weil am Rhein fordern auch den Zollkreis und die Grenzwachtregion Basel heraus. Denn mit dem Einkaufstourismus steigt auch der Schmuggel. Überfüllte Trams und verstopfte Strassen erschweren zudem die Kontrollen. Dies teilte das Grenzwachtkommando Basel an ihrer Jahresmedienkonferenz mit.
In der überfüllten Tramlinie 8 sind Stichkontrollen schwierig. (Bild: Grenzwachtregion Basel)
Die Schmuggelfälle haben im Jahr 2014 bereits um mehr als 16 Prozent zugenommen. Das Grenzwachtkommando geht davon aus, dass die Zahlen auch im laufenden Jahr steigen werden. «Es ist besonders das Fleisch, das uns beschäftigt», sagte Pascal Gantenbein, Informationsbeauftragter des Grenzwachtkommandos.
So wurden an einem Stichtag im Januar dieses Jahres 60 Schmuggelfälle gezählt, darunter 500 Kilogramm Fleisch. Auch die Bussen haben sich im Vergleich zum Januar 2014 bereits verdoppelt.
Am liebsten wird noch immer Fleisch geschmuggelt. 500 Kilogramm waren es an einem Stichtag im Januar 2015. (Bild: Grenzwachtregion Basel)
Schmuggler in Deutschland, Kriminalität in Frankreich
Insgesamt wurde im vergangenen Jahr täglich rund eine Viertel Tonne Fleischmahlzeiten geschmuggelt. «Das sind Herr und Frau Schweizer, die versuchen, unverzollt Fleisch über die Grenze zu bringen», sagte Gantenbein. Nicht selten handle es sich aber auch um organisierten Schmuggel. So wurden vermehrt Restaurants und Metzgereien als Abnehmer entlarvt.
Neben klassischer Schmuggelware wie Zigaretten-Stangen machten die Zöllner auch unerwartete Funde: zum Beispiel 52 lebende Schildkröten. Bei dem Schmuggler wurden nach einer Hausdurchsuchung 500 weitere solche Tiere gefunden. Es wird angenommen, dass die meisten davon illegal eingeführt wurden.
Nicht alltäglicher Fund: 52 Schildkröte wurden letztes Jahr in einem Lieferwagen entdeckt. Der Schmuggler hatte noch 500 mehr Zuhause. (Bild: Grenzwachtregion Basel)
90 Prozent der Schmuggelgeschäfte werden an der Grenze zu Deutschland verzeichnet und nur zehn Prozent an der französischen Grenze. Dort sei es dafür der Kriminalitätstourismus, der die Grenzwacht mit rund 1800 Verhaftungen im letzten Jahr auf Trab hielt, sagt Roger Zaugg, Kommandant der Grenzwacht. Auch die Verstösse gegen das Waffengesetz und die Gewalt gegen Mitarbeiter haben im letzten Jahr zugenommen, bestätigt Zaugg.
Vorbereitung auf neue Tramlinie
Weiter beschäftigte das Grenzkommando letztes Jahr der desaströse Zustand vieler ausländischer Lastwagen, die markante Zunahme der alkoholisierten Lastwagenfahrer und das Ausstellen von Notpässen am Euroairport Basel. Dort hat die Grenzwache seit letztem Jahr auch eine neue Aufgabe: Die Begleitung von ausländischen Personen, die das Land verlassen müssen.
Langweilig wird es Zollkreis und Grenzwachtregion Basel wohl auch im nächsten Jahr nicht. Der Einkaufstourismus bleibt eine Herausforderung, während eine Personalaufstockung nicht vorgesehen ist. Und auch auf den geplanten Ausbau der Tramlinie 3 nach St. Louis wird sich das Grenzwachtkorps im nächsten Jahr vorbereiten.