UNO-Experten dürfen mutmasslichen Gasangriff in Syrien untersuchen

Die Chemiewaffenexperten der UNO dürfen nun doch vor Ort den mutmasslichen Giftgasangriff in Syrien untersuchen. Die Inspektoren erhielten Zugang zu dem Vorort von Damaskus, wo das Nervengas eingesetzt worden sein soll. Sie sollen schon am Montag mit der Untersuchung beginnen.

Syriens Präsident Assad trifft neu ernannte Minister in Damaskus (Bild: sda)

Die Chemiewaffenexperten der UNO dürfen nun doch vor Ort den mutmasslichen Giftgasangriff in Syrien untersuchen. Die Inspektoren erhielten Zugang zu dem Vorort von Damaskus, wo das Nervengas eingesetzt worden sein soll. Sie sollen schon am Montag mit der Untersuchung beginnen.

Wie das syrische Aussenministerium mitteilte, erzielten die Regierung in Damaskus und UNO-Vertreter am Sonntag eine entsprechende Vereinbarung. Die Experten sollen bereits am morgigen Montag die Arbeit aufnehmen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon wies den Leiter der Gruppe an, dem Vorfall höchste Priorität zu geben.

Ban bestätigte noch einmal, dass die syrische Regierung die «nötige Zusammenarbeit» zugesagt habe, einschliesslich einer «Einstellung der Feindseligkeiten an der Stelle des Vorfalls».

Die Zustimmung aus Damaskus kam überraschend, weil das Regime zuvor monatelang gemauert und den von ihm selbst angeforderten UNO-Experten die Einreise verweigert hatte. Die Zustimmung gilt als Erfolg der deutschen UNO-Spitzendiplomatin Angela Kane.

Bei dem Angriff am Mittwoch sollen nach unterschiedlichen Angaben zwischen zwischen 500 und 1300 Menschen ums Leben gekommen sein. Die internationale Gemeinschaft hatte mit Empörung reagiert und eine scharfe Reaktion gegen Damaskus gefordert. Regierung und Rebellen werfen sich gegenseitig vor, für den Angriff verantwortlich zu sein.

Die Staatsmedien verbreiteten am Sonntag Fotos und Erklärungen der Armee, die beweisen sollen, dass angeblich die Rebellen am Stadtrand von Damaskus Giftgas eingesetzt haben. Dies sei auch durch russische Satelliten-Aufnahmen belegt, zitierte die Nachrichtenagentur Sana Informationsminister Omran al-Soabi.

Weitere Kämpfe

Unterdessen gingen die Kämpfe in den Gebieten weiter, die nach Angaben von Regimegegnern am vergangenen Mittwoch von Assads Armee mit Giftgas bombardiert worden waren. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, am Ortseingang von Duma seien Boden-Boden-Raketen eingeschlagen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den mutmasslichen Giftgasangriff bei Damaskus derweil als «furchtbare Tragödie und Verbrechen».

Warnung aus dem Iran

Der Vizekommandant der iranischen Streitkräfte wiederum warnte die USA vor einer Militärintervention in Syrien. «Die USA kennen die rote Linie bezüglich Syrien, jegliche Überschreitung dieser Linie wird gravierende Folgen fürs Weisse Haus haben», sagte Massud Dschsajeri.

Die syrische Regierung sei Opfer einer Propagandawelle der Amerikaner und einiger arabischer Staaten in der Region geworden. «Alle Länder, die die Krise in Syrien weiter eskalieren wollen, müssen sich auf die Rache der Nationen gefasst machen», sagte der General laut der Nachrichtenagentur Fars.

Mögliche US-Reaktionen erwogen

Zuvor hatte sich US-Präsident Barack Obama nach Angaben des Präsidialamtes von seinen Militär- und Sicherheitsberatern umfassend über die möglichen Reaktionen auf den mutmasslichen Giftgas-Angriff in Syrien unterrichten lassen.

Die US-Geheimdienste sammelten weiterhin in «Koordination mit internationalen Partnern» Fakten, um einwandfrei festzustellen, was vorgefallen sei, hiess es. Dabei würden auch Dutzende Augenzeugenschilderungen und Berichte über die Symptome der Getöteten beachtet.

MSF bestätigt Nervengift-Einsatz

Ärzte ohne Grenzen (MSF) teilte mit, in drei von der Hilfsorganisation unterstützten Spitälern im Grossraum Damaskus seien am Mittwochmorgen in weniger als drei Stunden 3600 Menschen mit «neurotoxischen Symptomen» aufgenommen worden. Sie hätten unter Krämpfen, starkem Speichelfluss und Atemnot gelitten.

Ihre Pupillen seien stark verengt und der Blick verschwommen gewesen. Alles deute darauf hin, dass sie einem Nervengift ausgesetzt gewesen seien. 355 von ihnen sind nach Angaben der Spitalmitarbeiter gestorben.

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