Mit hohen Erwartungen hat in der peruanischen Hauptstadt Lima das Ringen um einen globalen Klimaschutz-Vertrag begonnen. Vertreter aus 195 Ländern verhandeln über die Rohfassung eines Weltklima-Abkommens, das Ende 2015 in Paris verabschiedet werden und 2020 in Kraft treten soll.
Im Kern geht es darum, den Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase zu verringern und so die fortschreitende Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. «Die Welt erwartet von uns, dass wir nicht scheitern», sagte Perus Umweltminister Manuel Pulgar-Vidal zur Konferenzeröffnung am Montag. Es sei klar, dass sich das Zeitfenster für einen erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel bald schliesse.
«Wir dürfen diese Chance nicht vergeben», mahnte Pulgar-Vidal, der die Konferenz als Gastgeber leitet. Die Chefin des UNO-Klimasekretariats und Co-Leiterin der Konferenz, Christiana Figueres, warnte, dass das Jahr 2014 vermutlich das heisseste in der Geschichte der Menschheit werde.
In Peru sollen Hauptelemente des Vertrages soweit wie möglich fixiert werden. «Lima ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg nach Paris. Wir haben zwölf Monate, und die Uhr läuft. Die Arbeit muss hier vorankommen», sagte EU-Delegationsleiterin Elina Bardram vor dem Start der «LimaCop20». Die Regierungen sind aufgefordert, spätestens bis Ende März 2015 nationale Klimaschutz-Zusagen vorzulegen.
Ziel ist es, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Mass von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken. Einige Entwicklungsländer fordern sogar ein ambitionierteres Ziel von maximal 1,5 Grad. Derzeit steuert die Erde allerdings auf eine folgenschwere Erwärmung von rund vier Grad zu.
Umweltorganisationen wollen mehr
Die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam kritisierte am Montag, es gebe noch «zu wenig Ehrgeiz beim Klimaschutz und zu wenig Fortschritte bei der finanziellen Unterstützung für die armen Länder». Gerade die Hilfe für arme Länder werde «Dreh- und Angelpunkt» in Lima werden.
Spätestens ab 2020 sollen die Entwicklungsländer aus staatlichen Mitteln anderer Länder und dem Privatsektor jährlich hundert Milliarden Dollar für Klimaschutzmassnahmen und für die Bewältigung klimabedingter Schäden bekommen.
Mehr erneuerbare Energien
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace rief zu einem «entschlossenen Ausbau der erneuerbaren Energien» auf, um den klimaschädlichen CO2-Ausstoss zurückzufahren. Zuletzt sei die internationale Klimapolitik in Bewegung geraten.
Nach der Einigung zwischen den USA und China auf Massnahmen gegen den Klimawandel seien nun «alle anderen grossen Atmosphärenverschmutzer gefordert, mutige Klimaziele vorzulegen». China und die USA, die zwei grössten Emittenten von Treibhausgasen, hatten nach langer Weigerung im vergangenen Monat überraschend gemeinsam Klimaschutzmassnahmen zugesagt.
Das aufstrebende China will seine Treibhausgasemissionen ab spätestens 2030 verringern, die USA kündigten eine Minderung ihrer Emissionen bis 2025 um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zu 2005 an. Die EU hatte bereits Ende Oktober beschlossen, ihre Emissionen bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern.
Schweiz wenig konkret
Wenig konkret kündigte die Schweiz ihre Haltung an der Konferenz an: «In Lima wird sich die Schweiz für namhafte Fortschritte bei der Erarbeitung des Abkommens von 2015 einsetzen», hatte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) im Vorfeld mitgeteilt.
Alle Staaten müssten entsprechend ihrer Verantwortung und ihren Kapazitäten in das Abkommen eingebunden werden. Zudem müssten die Bedürfnisse der am wenigsten entwickelten Länder berücksichtigt werden, hiess es weiter.
Ihr Reduktionsziel für 2030 will die Schweiz erst im kommenden Frühjahr bekannt geben. Die Kriterien zur Formulierung dieses nationalen Zieles müssten in Lima definiert werden, hiess es im BAFU. Bundesrätin und Umweltministerin Doris Leuthard will am abschliessenden Ministersegment der Konferenz teilnehmen, das am 9. Dezember beginnt.