Die UNO-Klimakonferenz in Warschau hat in kleineren Punkten Erfolge erzielt. Doch für den in zwei Jahren geplanten globalen Klimavertrag sind die härtesten Nüsse erst noch zu knacken.
Was am Ende der Konferenz stand, war ein Minimalkonsens: Es gibt einen Zeitplan für die Arbeit am Weltklimavertrag, der 2015 in Paris abgeschlossen werden und 2020 in Kraft treten soll.
Ziel des Vertrags ist es, den Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase deutlich zu reduzieren und so die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Ära auf zwei Grad zu begrenzen. Der momentan prognostizierte Trend würde zu einem Temperaturanstieg von knapp vier Grad führen.
Doch während man sich über das Ziel des Vertrages einig war, wurden Beschlüsse zu vielen wichtigen Punkte der Umsetzung vertagt.
So hatte die Verteilung, wer seine CO2-Emissionen wie stark senken muss, seit dem Konferenzauftakt am 11. November zu Spannungen zwischen Industriestaaten und den aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländern geführt. In einem der wichtigsten Punkte des Abkommens – nämlich für wen dieses wie verbindlich sein soll – wurde man sich in Warschau denn auch nicht einig.
Recht auf Entwicklung
Aus Sicht aufstrebender Schwellenländer wie China und Indien sind historisch betrachtet die westlichen Industriestaaten für heutige Klimaprobleme hauptverantwortlich. Deshalb machten sie in den Verhandlungen ein «Recht auf Entwicklung» geltend und stemmten sich vehement gegen verbindliche Klimaziele.
Was am Ende blieb, war ein abgeschwächter Kompromiss: Der verabschiedete Text sieht nur noch vor, dass alle Staaten damit beginnen, «Beiträge» zum Kampf gegen den Klimawandel vorzubereiten, die dann wiederum 2015 in das globale Abkommen einfliessen sollen. Ein verbindlicherer Formulierungsvorschlag Frankreichs wurde vor allem auf Druck Chinas und Indiens getilgt.
Im Gegenzug verhinderten die reicheren Länder zunächst einen Mechanismus, der ärmeren Staaten einen Ausgleich für wirtschaftliche «Verluste und Schäden» durch den Klimawandel zugestanden hätte. Die potenziellen Geldgeber hatten eine Art Blankoscheck befürchtet, mit dem sie zu quasi unbegrenzten Entschädigungszahlungen verpflichtet worden wären.
«Wieder waren wir diejenigen, die sich zurückbeugen mussten», meinte der philippinische Delegierte Yeb Sano. Bis kurz vor Schluss der Konferenz am Samstagabend hatten ärmere Staaten darum gekämpft, dass dem sogenannten Warschauer Mechanismus eine höhere Priorität eingeräumt wird. Das Ergebnis bleibt schliesslich deutlich hinter den Erwartungen der besonders stark von Wetterextremen betroffenen Staaten zurück.
Ein Schritt weiter im Waldschutz
Eine Einigung erzielt werden konnte dagegen beim Thema Waldschutz. So wurde festgelegt, unter welchen Bedingungen arme Länder im Rahmen der Klimaverhandlungen Geld für den Schutz ihrer Wälder erhalten können. Christiana Figueres, die Chefin des UNO-Klimasekretariats, meinte, dies werde helfen, die Freisetzung von Kohlendioxid durch die Zerstörung der Wälder deutlich zu reduzieren. Diese trägt derzeit zu rund 20 Prozent zum menschengemachten Treibhauseffekt bei.
Vertreter von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, die die Konferenz am Donnerstag unter Protest gegen die schleppenden Verhandlungen verlassen hatten, zeigten sich am Samstag enttäuscht. Das Ergebnis der Konferenz sei nichts mehr als eine «Übung in sprachlichem Yoga», sagte etwa Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima.
Auch die Schweizer Delegation zeigte sich unzufrieden mit den Ergebnissen der Klimakonferenz in Warschau. Diese seien dürftig und unbefriedigend, hiess es in einer Mitteilung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).