Nach der Massenflucht der Jesiden aus dem irakischen Sindschar-Gebirge sind nach UNO-Angaben nur noch rund 1000 Menschen in dem Höhenzug eingeschlossen. Das sagte eine Sprecherin der UNO-Mission im Irak (UNAMI) am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR konnten sich in den vergangenen fünf Tagen etwa 80’000 Menschen aus dem kargen Gebirge retten. Eine UNHCR-Sprecherin sagte der dpa, die Sindschar-Flüchtlinge seien «extremst erschöpft» und litten unter Flüssigkeitsmangel.
Bei den Flüchtlingen handelt es sich vor allem um Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden. Sie haben ihre Heimatorte verlassen, nachdem die Terrorgruppe Islamischer Stadt vor fast zwei Wochen weitere Gebiete im Nordirak eingenommen hatte.
Laut UNAMI fanden seitdem rund 200’000 Menschen Zuflucht in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Rund 50’000 seien ins benachbarte Syrien geflohen, sagte die UNAMI-Sprecherin.
Das Pentagon hatte am Mittwoch mitgeteilt, ein zunächst erwogener US-Militäreinsatz zur Rettung von Flüchtlingen im Nordirak sei unwahrscheinlicher geworden.
Spezialeinheiten seien nach Erkundungen im Sindschar-Gebirge zu dem Schluss gekommen, dass sich dort wesentlich weniger Flüchtlinge aufhielten als zunächst angenommen. Nach US-Luftschlägen sei es vielen gelungen, mit Hilfe kurdischer Kämpfer der Belagerung durch die IS-Terrormiliz zu entkommen.
Höchste Notstandstufe ausgerufen
Die Vereinten Nationen riefen für den Irak die höchste Notstandsstufe aus. Angesicht des Umfangs der humanitären Katastrophe gelte für den Irak der Notstand der Stufe 3, teilte der UNO-Sonderbeauftragte für den Irak am Mittwochabend mit.
Die dritte Stufe ermöglicht es den Vereinten Nationen, zusätzliche Hilfsgüter und Geldmittel zu mobilisieren. Vor allem Nahrung und Wasser sollen für die Zehntausenden Menschen, die vor der Offensive der Terrormiliz Islamischer Staat auf der Flucht sind, bereitgestellt werden.
Der Irak ist das vierte Land, in dem die UNO aktuell einen Notstand der Stufe 3 erklärt haben. Die anderen drei sind Syrien, der Südsudan und die Zentralafrikanische Republik.