UNO-Umweltversammlung will Finanzsystem in die Pflicht nehmen

Fünf Tage lang haben rund 200 Umweltminister und 1200 Experten aus aller Welt im Rahmen der ersten UNO-Umweltversammlung (UNEA) in Nairobi getagt. Sie fordern, dass das globale Finanzsystem die öffentliche Hand bei der Etablierung einer Grünen Wirtschaft ersetzt.

UNO-Generalsekretär Ban (l.) und der kenianische Präsident Kenyatta (Bild: sda)

Fünf Tage lang haben rund 200 Umweltminister und 1200 Experten aus aller Welt im Rahmen der ersten UNO-Umweltversammlung (UNEA) in Nairobi getagt. Sie fordern, dass das globale Finanzsystem die öffentliche Hand bei der Etablierung einer Grünen Wirtschaft ersetzt.

Die Schweiz war in der kenianischen Hauptstadt durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) an der Konferenz vertreten. Die Versammlung ging am Freitag zu Ende.

Es war das erste Treffen im Nachgang des Nachhaltigkeitsgipfels Rio+20 im Juni 2012, an dem «die dringendsten Probleme» diskutiert werden konnten, wie BAFU-Direktor Bruno Oberle gegenüber der Nachrichtenagentur sda bilanzierte. Wichtige wirtschaftliche Akteure – darunter die Credit Suisse oder die Börse von Brasilien – seien ebenfalls in Nairobi vertreten gewesen, um im Thema nachhaltige Entwicklung «die Temperatur zu messen».

Politik zu langsam

Oberle sieht bei der Nachhaltigkeit neben den Staaten zunehmend die Wirtschaft in der Pflicht: «Wir müssen im kommenden Jahrzehnt das globale Finanzsystem mobilisieren, damit es sich bewusst wird, dass Investitionen in die Umwelt parallel zu staatlichen Investitionen notwendig sind.»

Ihm zufolge fehlen politische Entscheidungen auf nationaler oder internationaler Ebene. Dies zwinge die Umweltakteure, auf andere Wege der Finanzierung zurückzugreifen.

Die Börse in Brasilien habe bereits einen grünen Fonds eingerichtet und brasilianische Unternehmen seien zu einer nachhaltigen Geschäftsführung verpflichtet, so Oberle. Mehrere britische Investmentfonds hätten zudem an der Versammlung teilgenommen, weil sie vermehrt für Investitionen in nachhaltige Projekte angefragt werden.

Wirtschaft und Umweltschützer entfremdet

Für den BAFU-Direktor liegt der Schweizer Privatsektor in dieser Entwicklung nicht zurück. Banken, Finanzdienstleistungen oder Versicherungen seien seit zwei Jahrzehnten zu einer Grünen Wirtschaft verpflichtet; somit sei die Schweiz in diesem Bereich ein «hochentwickeltes» Land.

«Aber wir haben auch gesehen, dass sich Wirtschaftsakteure und Umweltschützer nur schlecht kennen», sagt Oberle. Dies müsse sich ändern.

Er beklagt «einen allgemeinen Mangel an wirtschaftlichen Ressourcen auf globaler Ebene» für nachhaltige Entwicklung. Deshalb habe sich die Konferenz vor allem mit der Frage beschäftigt, wie in den kommenden Jahren mehr Gelder in eine Grüne Wirtschaft fliessen könnten.

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