Der UNO-Menschenrechtsausschuss hat Tschechien zum wiederholten Male zur Schliessung einer Schweinezucht auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Lety bei Pisek aufgerufen. Im Zweiten Weltkrieg starben in dem Lager mehr als 300 Roma, vor allem Kinder.
In der Nähe gibt es seit 1995 eine Gedenkstätte. Mit der Schliessung könne die Regierung in Prag demonstrieren, dass es ihr ernst sei mit der Achtung der Kultur und Geschichte der Roma, heisst es einem am Donnerstag bekanntgewordenen Länderbericht.
Die Menschenrechtshüter in Genf forderten Tschechien zudem zu einem stärkeren Kampf gegen Intoleranz und Rassismus gegenüber Roma auf. Die Regierung in Prag müsse alles Notwendige tun, um rassistische Angriffe zu verhindern.
Zwischen 1940 und 1943 hatten die Nazi-Besatzer gemeinsam mit tschechischen Kollaborateuren fast 1300 Roma in Lety eingesperrt, das etwa 70 Kilometer südlich von Prag liegt. Mindestens 327 von ihnen starben in dem Lager, darunter mehr als 240 Kinder.
Kaum bekanntes Leid
Über 500 weitere KZ-Insassen wurden in das berüchtigte NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen abtransportiert. Während die Zahl der sechs Millionen, im Holocaust getöteten Juden weithin bekannt ist, wird das Leid der schätzungsweise 500’000, von den Nazis umgebrachten Roma in manchen Geschichtsbüchern nur am Rande gestreift.
Unter der kommunistischen Herrschaft liess die Staatsführung der damaligen Tschechoslowakei von 1972 bis 1976 die Schweinefarm in Lety errichten. Nach der «Samtenen Revolution» 1989 wurde die Zuchtanlage von einer privaten Firma übernommen. Diese beharrt darauf, dass die Farm auf einem Feld neben dem ursprünglichen KZ gebaut worden sei, dass nach Kriegsende dem Erdboden gleichgemacht worden war.
Laut Historikern überlappen sich die Grundstücke jedoch. Die Schweinefarm ist seit Jahrzehnten ein Streitpunkt zwischen den Landesbehörden und tschechischen Roma, die den Abriss fordern. Tschechien hat 10,5 Millionen Einwohner, von denen Schätzungen zufolge 250’000 bis 300’000 der Volksgruppe der Roma angehören. Viele sind arbeitslos und leben in ärmlichen Verhältnissen.