Die UNO wirft Regierung und Opposition im syrischen Bürgerkrieg schwere Kindesmisshandlungen vor. Die Regierung foltere Kinder und Jugendliche, und die Opposition rekrutiere Minderjährige in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern für den Kampf.
«Das Leid der Kinder in Syrien seit Beginn des Konflikts ist unaussprechlich und inakzeptabel», sagte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Dabei spiele die vom Westen gestützte Opposition eine unrühmliche Rolle. Sie setze schon Zwölfjährige als Kämpfer oder Wächter ein. Aus Mangel an Bildung und Arbeitsmöglichkeiten entschieden sich Minderjährige in Flüchtlingslagern, zu den Waffen zu greifen. «Viele Jungen geben an, dass sie es als ihre Pflicht empfunden haben, sich der Opposition anzuschliessen», sagte Ban.
Kinder würden von den Aufständischen auch als Schmuggler, Melder oder Köche missbraucht. Andere Kinder sollten Waffen reinigen, Munition transportieren oder Leichen begraben. Auch Mädchen seien eingesetzt worden, etwa um Medikamente an die Front zu bringen, «eine Aufgabe mit hohem Risiko», hiess es in dem dem UNO-Bericht.
Folter an Kindern
Auch Regierungstruppen und regierungstreue Milizen schüchterten immer wieder Jugendliche an Kontrollpunkten ein und drängten sie dazu, sich ihnen anzuschliessen, heisst es in dem Bericht. Die Regierung foltere zudem Kinder und Jugendliche, die Verbindungen zur Opposition hätten.
Zum Instrumentarium der Folterer gehörten Schläge, Elektroschocks auch an den Genitalien, das Ausreissen von Finger- und Zehennägeln, Vergewaltigung, Scheinhinrichtungen oder Konfrontation mit der Folter Angehöriger.
Noch nie so detailliert
Es ist nicht das erste Mal, dass die Vereinten Nationen Syriens Konfliktparteien Misshandlung von Kindern vorwerfen, noch nie aber wurden so viele Details genannt. In dem Bericht werden Vorkommnisse seit Beginn des Aufstandes gegen Syriens Präsidenten Baschar al-Assad aufgelistet.
Was im März 2011 mit Demonstrationen begonnen hatte, hat sich inzwischen zu einem Bürgerkrieg mit geschätzten 130’000 Toten entwickelt, darunter über 10’000 Kinder. Mehr als zwei Millionen Menschen haben sich in Nachbarländern in Sicherheit gebracht, zumeist Frauen und Kinder.