Mit einer Unterschriftensammlung bei ihrer Kundschaft wehrt sich das junge Betreiberpaar der mittlerweile bereits stadtbekannten Bäckerei am Riehentor gegen die Kündigung.
Stammkundinnen und -kunden sind schockiert: Als «absolut eine Frechheit» bezeichnet eine Kundin der Bäckerei am Riehentor den Entscheid des Hausbesitzers und Verwaltungsratspräsidenten, das junge Betreiberpaar vor die Türe zu setzen, auf Facebook. Und auch der Basler Schriftsteller Alain Claude Sulzer reagiert konsterniert auf diese Nachricht: «Das gibt’s doch nicht!» In seinem im März erschienenen Buch «Basel» hatte er die «Initiative phantasievoller junger Kleinunternehmer» in den höchsten Tönen gelobt.
Im Oktober 2011 hatte das junge Bäckerpaar Melanie Peréz und Andrés Rebón die alteingesessene Bäckerei – seit 1726 werden an diesem Standort nun bereits Brötchen gebacken – übernommen. Was sich ziemlich rasch zur veritablen und auch in der Öffentlichkeit gefeierten Erfolgsgeschichte entwickelte, soll nun plötzlich einen Abbruch erleben. Zumindest nach dem Willen von Bruno Kopp, der das Haus gekauft und zusammen mit dem Betreiberpaar die Aktiengesellschaft Feinbäckerei am Riehentor AG gegründet hatte. Er hat dem Bäckerpaar mündlich die Kündigung übermittelt.
Unfreundlich?
An der Qualität der Backprodukte kann es nicht liegen, die gilt unbestrittenermassen als vorzüglich. «Mir wird vorgeworfen, ich sei unfreundlich und würde Kundenbestellungen nicht befriedigend erfüllen», sagt Melanie Peréz in einem Tonfall, der vielleicht nicht als santfmütig gewertet werden kann, aufgrund der Umstände aber durchaus nachvollziehbar ist. «Wir reden hier von etwa fünf Reklamationen. Unsere Bäckerei hat aber 350 Tage im Jahr offen, der Betrieb läuft sehr gut, das wäre doch nicht der Fall, wenn ich unfreundlich wäre», empört sie sich kurz, um dann aber sogleich wieder in einem ausgesprochen freundlichen Tonfall die nächste Kundin zu bedienen.
Andrés Rebón erzählt noch von einem weiteren kleinen Vorfall, der die Beziehung zwischen dem Bäckerpaar und dem Hausbesitzer offensichtlich getrübt hat. «Man verlangte von uns, dass wir Schöggeli von einer Fremdfirma zum Verkauf anbieten» erzählt er. «Das wollten wir aber nicht, denn unsere Geschäftsphilosophie besteht darin, dass wir nur Produkte anbieten, die wir auch selber hergestellt haben.» Und bei deren Herstellung man zum Teil zuschauen kann, denn hinter dem Verkaufstresen ist die saubere und nostalgisch-behagliche Backstube zu sehen.
Erfolgreiche Unterschriftensammlung
Auf dem Tresen liegt, eher etwas versteckt, ein Stapel mit Unterschriftenbögen. «Herr Kopp hat mir gesagt, ich solle Unterschiften sammeln, um zu beweisen, dass die Kundschaft wirklich hinter mir stehe. Und das mache ich nun auch», sagt Peréz. Mit Erfolg: In drei Tagen sind bereits rund 300 Unterschriften zusammengekommen. Und nachdem die Geschichte nun bereits in der «Basler Zeitung» und jetzt auch hier in der TagesWoche veröffentlicht wurde, dürften noch viele weitere hinzukommen.
Dass sich das junge Bäckerpaar gegen die Kündigung wehrt, liegt nicht nur in der Sorge um ihren Arbeitsplatz. Neben viel Herzblut hat es nämlich auch viel Geld in den Betrieb bzw. in die Aktiengesellschaft gesteckt. Dieser steht ein vierköpfiger Verwaltungsrat vor, bestehend aus dem Hausbesitzer, den beiden Bäckereibetreibern und einer weiteren Person, die auf der Seite des Hausbesitzers steht. Eigentlich hätte diese Konstellation bei einer Kündigung eine Pattsituation zur Folge. Mit einem Stichentscheid als Verwaltungsratspräsident kann Bruno Kopp aber die Waagschale zu seinen Gunsten kippen lassen.
Nachtrag
Die TagesWoche hat auch den Hausbesitzer und Verwaltungsratspräsidenten Bruno Kopp, der vergangene Woche auser Landes weilte, um Stellung gebeten. Seine Ausführungen sind hier zu finden.