Erstmals seit 1978 hat eine US-Aufsichtsbehörde den Bau von Atomreaktoren erlaubt. Die Nukleare Regulierungskommission (NRC) stimmte am Donnerstag mit vier gegen eine Stimme für die Errichtung zweier Atomreaktoren im bereits bestehenden Atomkraftwerk Vogtle im Bundesstaat Georgia.
Damit soll in den USA eine „atomare Renaissance“ eingeleitet werden. Die 14 Milliarden Dollar (12,8 Milliarden Franken) teuren Atomreaktoren könnten bereits 2016 und 2017 in Betrieb gehen. Die beiden Druckwasserreaktoren vom Typ A1000 des Westinghouse-Konzerns waren bereits im Dezember grundsätzlich gebilligt worden.
Zuletzt hatte die NRC im Jahr 1978 den Bau von Reaktoren genehmigt – ein Jahr vor der Atomkatastrophe in Three Mile Island bei Harrisburg. Dort waren bei einer teilweisen Kernschmelze grosse Mengen radioaktiver Strahlung ausgetreten.
Der Vorsitzende der Regulierungskommission, Gregory Jaczko, stimmte wegen Sicherheitsbedenken als einziger gegen das Vorhaben. „Ich kann die Ausstellung der Lizenz nicht unterstützen, als ob Fukushima niemals passiert wäre“, sagte er. US-Präsident Barack Obama und weitere Befürworter hatten in jüngster Zeit argumentiert, mit einem Ausbau der Atomkraft lasse sich die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern.
Auch die Atomkatastrophe in Fukushima im vergangenen Jahr hat an diesem Ansatz nichts verändert. In der Schweiz wie auch in Deutschland hingegen wurde daraufhin der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen.
Nach Angaben der NRC sind in den USA derzeit mehr als 100 Reaktoren in über 60 Atomkraftwerken am Netz. Der letzte Reaktorneubau wurde 1986 im Bundesstaat Louisiana fertiggestellt.