Vier Jahre nach der verhängnisvollen Pleite der Investmentbank Lehman Brothers ist wieder ein Spieler in der US-Finanzwelt zusammengebrochen. Der Börsenmakler PFGBest reichte am späten Dienstag (Ortszeit) vor einem Gerichte in Chicago seinen Insolvenzantrag ein.
Den Unterlagen zufolge müssen bis zu 25’000 Gläubiger um ihr Geld bangen – darunter viele Farmer, die über die Firma ihre Warentermingeschäfte abgewickelt hatten.
Ein guter Teil des Geldes könnte futsch sein. Die staatliche Finanzaufsicht CFTC wirft der auch als Peregrine Financial Group auftretenden Firma vor, in grossem Umfang Kundengelder veruntreut zu haben.
Falsche Belege
Bei einer Überprüfung sei aufgefallen, dass rund 215 Mio. Dollar fehlten. Der Börsenmakler habe die Lücke mit falschen Belegen verschleiert, heisst es in einer Klage. Inzwischen hat sich auch die US-Bundespolizei FBI eingeschaltet.
Die Aufseher der CFTC sprechen davon, dass die Betrügereien bis mindestens Anfang 2010 zurückreichten. Die fehlenden Millionen waren aufgefallen, nachdem Firmenchef Russell Wasendorf Senior am Montag versucht hatte, sich umzubringen.
Er liegt im Krankenhaus. Die brancheneigene Finanzaufsicht NFA war in der Folge auf Unstimmigkeiten gestossen und hatte PFGBest noch am gleichen Tage untersagt, weitere Geschäfte einzugehen.
Mini-Lehman
Die Geschichte erinnert an den Kollaps des US-Wertpapierhändlers MF Global im vergangenen Oktober, der die Wall Street erschüttert hatte. MF Global hatte sich mit riskanten Wetten auf europäische Staatsanleihen verzockt. Von einem „Mini-Lehman“ war damals die Rede gewesen in Anspielung auf den Zusammenbruch der US-Investmentbank 2008. Bei MF Global waren Kundengelder von bis zu 1,6 Mrd. Dollar verschwunden.
PFGBest wurde 1972 gegründet und beschäftigte zuletzt etwa 200 Mitarbeiter. Ihnen droht nun die Arbeitslosigkeit. Denn im Gegensatz zum üblichen Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts, der die Sanierung einer Firma ermöglicht, hat PFGBest ein Insolvenzverfahren nach Kapitel 7 beantragt. In aller Regel wird ein Unternehmen auf diesem Wege aufgelöst. Das geschieht, um den Kunden möglichst rasch ihr Geld auszahlen zu können.