US-Bürger in Nordkorea zu sechs Jahren Lagerhaft verurteilt

Nordkorea hat den US-Bürger Matthew Miller zu sechs Jahren Lagerhaft verurteilt. Der junge Mann habe «feindselige Akte» begangen, als er nordkoreanisches Territorium betreten habe, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA zur Begründung des Urteils.

Matthew Miller im Gerichtssaal in Pjöngjang (Bild: sda)

Nordkorea hat den US-Bürger Matthew Miller zu sechs Jahren Lagerhaft verurteilt. Der junge Mann habe «feindselige Akte» begangen, als er nordkoreanisches Territorium betreten habe, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA zur Begründung des Urteils.

Miller war im April festgenommen worden. Er soll bei der Einreise sein Visum zerrissen und Asyl in dem kommunistischen Staat gefordert haben. Seine Motive sind unbekannt.

KCNA veröffentlichte Bilder aus dem Gerichtssaal, in denen zwei uniformierte Sicherheitsleute den niedergeschlagen schauenden Angeklagten flankieren. Ein Foto soll die auf einem Tisch ausgebreiteten Beweismittel gegen Miller zeigen: das zerrissene Visum, seinen US-Reisepass, einen Tablet-Computer und ein Smartphone.

Dem Sender CNN, der ihn und die beiden anderen inhaftierten US-Bürger Kenneth Bae und Jeffrey Fowle interviewen durfte, sagte Miller vor zwei Wochen: «Ich denke, dieses Interview ist meine letzte Chance, die US-Regierung dazu zu bewegen, dass sie mir hilft.»

Das US-Aussenministerium appellierte daraufhin an Pjöngjang, Miller aus humanitären Gründen freizulassen und ihm die Ausreise zu ermöglichen.

US-Häftlinge als Druckmittel

Experten sehen die Instrumentalisierung von US-Häftlingen jedoch als einzig verbliebenes Mittel der nordkoreanischen Führung, um politische Zugeständnisse der USA zu erzwingen. Washington unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Pjöngjang.

Nordkorea will aber eine Wiederaufnahme der internationalen Verhandlungen über sein Atomprogramm erzwingen. Die US-Regierung setzt hierfür die verbindliche Bereitschaft zur nuklearen Abrüstung voraus. In der Vergangenheit hatten ranghohe US-Vertreter wie die früheren Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton bei Reisen nach Nordkorea die Freilassung von gefangenen US-Bürgern erwirkt.

Eigener Menschenrechtsbericht veröffentlicht

Wenig förderlich für die Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft dürfte auch die Veröffentlichung eines Menschenrechtsberichts sein, den die Führung in Pjöngjang am Samstag herausgeben liess.

Darin wies der nordkoreanische Menschenrechtsverband in 53’000 Worten einen kritischen Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen zurück. Dieser basiere auf den «Aussagen menschlichen Abschaums, der sein Heimatland und Volk verraten hat». Die «verzerrte Darstellung» ignoriere vollkommen, dass alle Nordkoreaner «vollkommene Menschenrechte» genössen.

Eine UNO-Expertenkommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen hatte Pjöngjang im Februar vorgeworfen, bis zu 120’000 politische Gefangene in vier grossen Lagern zu internieren.

Im Kommissionsbericht aufgelistet wurden «Ausrottung, Mord, Versklavung, Folter, Haft, Vergewaltigung, erzwungene Abtreibungen» sowie zahlreiche weitere Verbrechen, darunter Zwangsumsiedlungen und das Aushungern von Bevölkerungsgruppen.

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